Bier zwei, Wurst drei Euro. Ein Sonntag Nachmittag in der Kreisliga B.
Eine Reportage von Fred Kowasch
Als ich die kleine Durchgangsstrasse am Bach entlang gehe, höre ich sie schon: Schreie, die nach einem Fußballspiel klingen. Noch schnell die schräge Auffahrt mit ihren bunten Herbstblättern empor, dann empfängt mich eine weiss-rote Baustellenbegrenzung. Wird hier auch am Sonntag gearbeitet? Die Plastikteile führen mich zu einem Stahltisch mit Stahlkassette. "Vier Euro? Ein Geschenk!" Eine Eintrittskarte gibt es hier nicht. "Wie stehts?" "Null zu Null". Zehn Minuten spielen sie hier in Solingens Kreisliga B schon. Der Achte gegen den Fünften. Zum Glück habe ich wohl nichts verpasst.
Ein Hit aus den 80ern
Die rote Laufbahn (ja, hier gibt es sie noch) ist schnell überquert. Erwartungsfroh stehe ich am Spielfeldrand und sehe ein wirklich rasantes und technisch anspruchvolles Match. Bei dem zunächst die Torchanchen fehlen. Kurz vor dem Pausenpfiff bekommt Union Solingen, die wirklich erste gute Gelegenheit. Folgerichtig steht es 1:0. "Völlig losgelöst ...." schallt es aus den Lautsprechern. Major Tom. Ein Hit aus den 80ern. Danach kommt - erstmal Nix. Kein Spielstand. Kein Torschütze. Wenig später pfeifft der Schiedsrichter zur Pause. Weil mir langweilig ist, schlendere ich ein paar weissen Baucontainern entgegen. Was wäre ein Fußballerlebnis am Sonntag ohne Bier und Bratwurst?
Bis ich ein Bier kriege, dauert es noch etwas. Vor mir will unbedingt einer eine Wollmütze erwerben. Die Verkäuferin ist ratlos. "Hier steht kein Preis" sagt sie mit Blick auf die Liste für Fanartikel. "Zehn Euro" meine ich. Gesagt. Getan. "Wenn es mehr kostet, gibts Du es mir beim nächsten Mal." Dann reicht sie mir mein Veltins hinüber. Zwei Euro. Zusammen mit der Bratwurst für drei ("wenn Du scharfen Senf willst, nimm die Tube!") schlendere ich zum Spielfeldrand zurück. Neben mir hat sich mittlerweile eine ältere Frau am grauen Stahlgitterzaun postiert. Sie wirkt eher unbeteiligt. Der Schiedrichter pfeifft. Aber die Heimmannschaft ist noch in der Kabine.
Dann geht es sehr schnell. Soeben kann ein Abwehrspieler von Union Solingen - per Beingrätsche Marke 1. Liga - den Ball im Strafraum wegspitzeln, als ein Angreifer im Nachgang dann doch noch fällt. Elfmeter. Und 1:1. Faktisch in Gegenzug ein feiner Pass - 2:1. Zehn Minuten sind in der zweiten Hälfte erst rum.
"Ihr spielt doch kein Halma hier" ruft meine Nachbarin, als sich wieder mal ein Spieler der Gastmannschaft theatralisch fallen lässt. "Steh auf!" Das Match wird ruppiger, es hagelt gelbe Karten. Mittlerweile hat der Schiedsrichter die Kontrolle über dieses Ereignis verloren. Erneut ein Zweikampf an der Strafraumgrenze, erneut Elfmeter. 2:2. Und der Heimtrainer muss mit Gelb-Rot vom Platz. Was hier bedeutet, dass er über einen Zaun steigt und unbedrängt weiter coacht.
Ein Traumtor an einem Oktobernachmittag
Wieder einmal liegt dann ein Gästespieler auf dem Kunstrasen. Zeit, um Nachschub zu holen. "Zwei Euro". Dann ein Freistoß. Rund 25 Meter bis zum Tor. Eine gute Chance für einen feinen Fuß. Aber wohl nicht in dieser Liga. Plötzlich ein Kunstwerk. Ein Gemälde. Mit dem Innenrist angeschnitten geht der Ball über die Mauer, dreht und dreht in der Luft. Kommt leicht runter und landet für den Gasttorwart, der sich in der Luft schraubt, unhaltbar im rechten oberen Toreck. Neben mir ungläubige Blicke, Jubel, Extase. Ein Traumtor an einem Oktobernachmittag. 17 Grad. Kaum Wind.
Der Rest ist ein harter Fight. 20 Minuten lang. Kurz vor der Torlinie wird der Ausgleich verhindert. Was? Diesmal kein Elfmeter ;) Es folgen noch zwei Gelb-Rote Karten für die Gastmannschaft. In der Nachspielzeit. Der eine kloppt im Weggehen mit seiner rechten Faust fast die Kabinentür ein, der andere lässt sein durchschwitztes gelbes Trikot achtlos auf dem Spielfeld liegen. Dort liegt es minutenlang. Was folgt ist ein wildes Anrennen des Gegners. Immer wieder auch Konter. Schlecht ausgespielt. Am Rande schreien ein paar Frauen.
Schließlich der Schlußpfiff. Eine Erlösung. 3:2. Ein Krimi. Auf der Aschebahn zieht ein Spieler erst mal eine Fluppe durch. Angehörige herzen ihre Liebsten. Beschwingt mache ich mich auf den Heimweg. Diesen Sonntag Nachmittag werde ich so schnell nicht vergessen.
Als ich die kleine Durchgangsstrasse am Bach entlang gehe, höre ich sie schon: Schreie, die nach einem Fußballspiel klingen. Noch schnell die schräge Auffahrt mit ihren bunten Herbstblättern empor, dann empfängt mich eine weiss-rote Baustellenbegrenzung. Wird hier auch am Sonntag gearbeitet? Die Plastikteile führen mich zu einem Stahltisch mit Stahlkassette. "Vier Euro? Ein Geschenk!" Eine Eintrittskarte gibt es hier nicht. "Wie stehts?" "Null zu Null". Zehn Minuten spielen sie hier in Solingens Kreisliga B schon. Der Achte gegen den Fünften. Zum Glück habe ich wohl nichts verpasst.
Ein Hit aus den 80ern
Die rote Laufbahn (ja, hier gibt es sie noch) ist schnell überquert. Erwartungsfroh stehe ich am Spielfeldrand und sehe ein wirklich rasantes und technisch anspruchvolles Match. Bei dem zunächst die Torchanchen fehlen. Kurz vor dem Pausenpfiff bekommt Union Solingen, die wirklich erste gute Gelegenheit. Folgerichtig steht es 1:0. "Völlig losgelöst ...." schallt es aus den Lautsprechern. Major Tom. Ein Hit aus den 80ern. Danach kommt - erstmal Nix. Kein Spielstand. Kein Torschütze. Wenig später pfeifft der Schiedsrichter zur Pause. Weil mir langweilig ist, schlendere ich ein paar weissen Baucontainern entgegen. Was wäre ein Fußballerlebnis am Sonntag ohne Bier und Bratwurst?
Bis ich ein Bier kriege, dauert es noch etwas. Vor mir will unbedingt einer eine Wollmütze erwerben. Die Verkäuferin ist ratlos. "Hier steht kein Preis" sagt sie mit Blick auf die Liste für Fanartikel. "Zehn Euro" meine ich. Gesagt. Getan. "Wenn es mehr kostet, gibts Du es mir beim nächsten Mal." Dann reicht sie mir mein Veltins hinüber. Zwei Euro. Zusammen mit der Bratwurst für drei ("wenn Du scharfen Senf willst, nimm die Tube!") schlendere ich zum Spielfeldrand zurück. Neben mir hat sich mittlerweile eine ältere Frau am grauen Stahlgitterzaun postiert. Sie wirkt eher unbeteiligt. Der Schiedrichter pfeifft. Aber die Heimmannschaft ist noch in der Kabine.
Dann geht es sehr schnell. Soeben kann ein Abwehrspieler von Union Solingen - per Beingrätsche Marke 1. Liga - den Ball im Strafraum wegspitzeln, als ein Angreifer im Nachgang dann doch noch fällt. Elfmeter. Und 1:1. Faktisch in Gegenzug ein feiner Pass - 2:1. Zehn Minuten sind in der zweiten Hälfte erst rum.
"Ihr spielt doch kein Halma hier" ruft meine Nachbarin, als sich wieder mal ein Spieler der Gastmannschaft theatralisch fallen lässt. "Steh auf!" Das Match wird ruppiger, es hagelt gelbe Karten. Mittlerweile hat der Schiedsrichter die Kontrolle über dieses Ereignis verloren. Erneut ein Zweikampf an der Strafraumgrenze, erneut Elfmeter. 2:2. Und der Heimtrainer muss mit Gelb-Rot vom Platz. Was hier bedeutet, dass er über einen Zaun steigt und unbedrängt weiter coacht.
Ein Traumtor an einem Oktobernachmittag
Wieder einmal liegt dann ein Gästespieler auf dem Kunstrasen. Zeit, um Nachschub zu holen. "Zwei Euro". Dann ein Freistoß. Rund 25 Meter bis zum Tor. Eine gute Chance für einen feinen Fuß. Aber wohl nicht in dieser Liga. Plötzlich ein Kunstwerk. Ein Gemälde. Mit dem Innenrist angeschnitten geht der Ball über die Mauer, dreht und dreht in der Luft. Kommt leicht runter und landet für den Gasttorwart, der sich in der Luft schraubt, unhaltbar im rechten oberen Toreck. Neben mir ungläubige Blicke, Jubel, Extase. Ein Traumtor an einem Oktobernachmittag. 17 Grad. Kaum Wind.
Der Rest ist ein harter Fight. 20 Minuten lang. Kurz vor der Torlinie wird der Ausgleich verhindert. Was? Diesmal kein Elfmeter ;) Es folgen noch zwei Gelb-Rote Karten für die Gastmannschaft. In der Nachspielzeit. Der eine kloppt im Weggehen mit seiner rechten Faust fast die Kabinentür ein, der andere lässt sein durchschwitztes gelbes Trikot achtlos auf dem Spielfeld liegen. Dort liegt es minutenlang. Was folgt ist ein wildes Anrennen des Gegners. Immer wieder auch Konter. Schlecht ausgespielt. Am Rande schreien ein paar Frauen.
Schließlich der Schlußpfiff. Eine Erlösung. 3:2. Ein Krimi. Auf der Aschebahn zieht ein Spieler erst mal eine Fluppe durch. Angehörige herzen ihre Liebsten. Beschwingt mache ich mich auf den Heimweg. Diesen Sonntag Nachmittag werde ich so schnell nicht vergessen.