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Mit freundlicher Genehmigung dokumentieren wir einen
Hintergrundartikel unseres Autors aus der aktuellen Radsportzeitung
TOUR 11/2004.
Tyler Hamilton, als schmerzresistenter Kämpfer-Typ seit der Tour 2003 einer der Top-Stars der Szene, hat seine Karriere mit einer unappetitlichen Blutdoping-Affäre wohl ruiniert. Dass er nun versucht, das Nachweisverfahren in Zweifel zu ziehen, wird ihm nicht helfen - die Sache scheint wasserdicht
Tyler Hamilton ist einer von vielen Radprofis, ein guter, ohne Zweifel. Bei den Olympischen Spielen in Athen war er Erster - Erster im Einzelzeitfahren. In der Disziplin, in der ausschließlich die eigene Leistung entscheidet. Mit freundlicher Genehmigung dokumentieren wir einen Hintergrundartikel unseres Autors aus der aktuellen Radsportzeitung TOUR 11/2004.
Tyler Hamilton, als schmerzresistenter Kämpfer-Typ seit der Tour 2003 einer der Top-Stars der Szene, hat seine Karriere mit einer unappetitlichen Blutdoping-Affäre wohl ruiniert. Dass er nun versucht, das Nachweisverfahren in Zweifel zu ziehen, wird ihm nicht helfen - die Sache scheint wasserdicht
Tyler Hamilton ist einer von vielen Radprofis, ein guter, ohne Zweifel. Bei den Olympischen Spielen in Athen war er Erster - Erster im Einzelzeitfahren. In der Disziplin, in der ausschließlich die eigene Leistung entscheidet. Nun ist er wieder der Erste: Der erste Radprofi, der in der Disziplin des Blutdopings erwischt wurde. In dieser Disziplin ist er aber vermutlich auch nur einer unter vielen.
Hamiltons positive Proben haben bestätigt, was viele Insider wussten, was Abhörprotokolle der italienischen Behörden vermuten ließen und was der 25-jährige spanische Radprofi Jesús Manzano im März dieses Jahres freimütig ausplauderte. Das altbekannte Blutdoping mit Eigenblut (autologe Bluttransfusion) ist um eine gefährliche Variante erweitert worden: Doping mit Fremdblut (heterologe Bluttransfusion). Dabei wird das Blut eines anderen Menschen mit geeigneten Medikamenten manipuliert, mit EPO zum Beispiel. Dann wird es entnommen, gelagert und dem Sportler zum passenden Zeitpunkt wieder in die Blutbahn geträufelt.
Der Bad Homburger Internist, Gefäßspezialist und Transfusionsmediziner Dr. Stefan Mörsdorf bezeichnet das als "russisches Roulette mit der Gesundheit". Der langjährige Oberarzt der Universitätsklinik Homburg-Saar hat sich intensiv mit den Nebenwirkungen von Bluttransfusionen befasst: "Der AIDS-Blutskandal 1993 hat gezeigt, wie gefährlich selbst Transfusionen übereinstimmender Blutgruppen sein können." Seither wird Spenderblut mit enormem finanziellem Aufwand auf Risikofaktoren untersucht. Doch trotz dieses sehr hohen Sicherheitsstandards in Europa, so Dr. Mörsdorf, könnten weitere Risiken nicht ausgeschlossen werden: "Exotische oder derzeit noch nicht nachweisbare Infektionen, wie zum Beispiel BSE, werden nicht erfasst. Zudem kann es bei unsachgemäßer Handhabung tödliche Gefahren durch Keime in der Blutkonserve geben." Bei der Gabe von Fremdblut könne es zudem, auch wenn die Blutgruppen übereinstimmten, zu so genannten hämolytischen Transfusionsreaktionen kommen - mit tödlichem Ausgang.
Mörsdorf, heute Leiter der Gefäßchirurgie der Bliestal-Kliniken, warnt eindringlich vor dem Einsatz von Bluttransfusionen zum Zwecke der Leistungssteigerung: "Die Risiken werden ganz und gar unkalkulierbar, wenn das Fremdblut nicht nach den einschlägigen Vorgaben präpariert und untersucht worden ist." Allein unsachgemäße Lagerung könne sich fatal auswirken. Bei zwei bis acht Grad Celsius seien die roten Blutkörperchen maximal 35 bis 49 Tage haltbar. Je älter die Blutkonserve, desto größer wird die Gefahr, dass sich kleinste Gerinnsel bilden, die nach der Transfusion die Blutgefäße des Empfängers verstopfen können. Das Risiko bleibt auch dann enorm hoch, wenn ein Verwandter ersten Grades - Eltern oder Geschwister - mit der gleichen Blutgruppe Blut spendet.
Warum ging Tyler Hamilton ein derart hohes Risiko ein? Physiologen schätzen die mögliche Leistungssteigerung durch Blutdoping auf maximal fünf Prozent - das kann im Wettkampf der austrainierten Besten der Welt über Sieg oder Niederlage entscheiden. Fremdblut hat zusätzlich den Vorteil, dass der Spender, der kein Leistungssportler sein muss, nicht unter das Dopingkontroll-Reglement fällt und jederzeit Medikamente jeder Art einnehmen kann. Seit die Dopingkontrolleure mit Zielfahndungen bei Athleten (Oscar Camenzind zum Beispiel) immer öfter erfolgreich sind, ist das ein Argument pro Blutdoping für die betrugswilligen Sportler. Ist das Spenderblut dann erst einmal im Körper des Athleten, sind die Spuren der Medikamente für einen Nachweis in der Regel zu gering.
Doch es sind nicht die Rückstände von Medikamenten, die bei Tyler Hamilton zur positiven Dopingprobe führten: Es sind die Anti-Körper, die der eigene Körper als Reaktion auf das Fremdblut bildet. Diese Anti-Körper wurden bei Hamilton insgesamt dreimal gefunden: In der A-Probe nach dem Olympischen Einzelzeitfahren in Athen sowie in der A- und B-Probe bei der Spanien-Rundfahrt. Dass Hamiltons B-Probe von Athen negativ ausfiel, lag an einem Verfahrensfehler. Die Proben zum Nachweis der Transfusion müssen bei vier Grad Celsius gekühlt aufbewahrt, dürfen aber nicht tief gefroren werden. Doch genau das passierte mit der B-Probe aus Athen, die das positive Ergebnis der A-Probe damit nicht bestätigen konnte. Wie es dazu kommen konnte, ist bislang ungeklärt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verweigert einen Kommentar und verweist auf den Abschlussbericht der unabhängigen Beobachter, der Mitte Oktober erscheinen soll (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe). Das Internationale Olympische Komitee (IOC) beließ es bei einer lapidaren Presseveröffentlichung, die den Fehler aufzeigt, aber nicht erklärt.
Hamilton beteuert unterdessen gebetsmühlenartig seine Unschuld, so wie das fast alle überführten Dopingsünder tun. Offenbar arbeiten Hamiltons Anwälte derzeit daran, das Nachweisverfahren für Blutdoping in Zweifel zu ziehen. Dr. Michael Ashenden sieht diesen Bemühungen allerdings gelassen entgegen. Der australische Sportwissenschaftler ist einer der Väter des Testverfahrens, das durch die WADA autorisiert wurde. Seit Mai dieses Jahres führt die WADA Blutdoping-Tests durch, wobei dieser Test auf einem in der Medizin seit zehn Jahren etablierten Untersuchungsverfahren aus der Geburtsmedizin basiert. "Dieser Test ist seit 1994 unverändert im Einsatz und entscheidet täglich weltweit in vielen tausend Fällen über Leben und Tod", erklärt Ashenden. Die australische Wissenschaftlerin Dr. Margaret Nelson hat diesen Anti-Körper-Test für Rhesusfaktor-Unverträglichkeiten bei Schwangeren entwickelt. Je nach Art der durch den Test genau bestimmbaren Anti-Körper erfolgt die medizinische Therapie.
Dr. Michael Ashenden überraschte es nicht, dass Hamilton der erste Sportler war, bei dem dieser Test ein positives Ergebnis zu Tage gefördert hat. Unverständlich sei nur, "dass die B-Probe von Athen nicht nach den Anweisungen behandelt worden ist." Der australische Wissenschaftler ist sich allerdings sicher, dass das Problem des Blutdopings angesichts des zuverlässigen Nachweisverfahrens bald der Vergangenheit angehören dürfte. Und Tyler Hamilton, der so plump in die Falle getappt ist, bliebe das Verdienst, sich unbeabsichtigt um die Dopingbekämpfung im Radsport verdient gemacht zu haben.
{mospagebreak}Warum ging Tyler Hamilton ein derart hohes Risiko ein? Physiologen schätzen die mögliche Leistungssteigerung durch Blutdoping auf maximal fünf Prozent - das kann im Wettkampf der austrainierten Besten der Welt über Sieg oder Niederlage entscheiden. Fremdblut hat zusätzlich den Vorteil, dass der Spender, der kein Leistungssportler sein muss, nicht unter das Dopingkontroll-Reglement fällt und jederzeit Medikamente jeder Art einnehmen kann. Seit die Dopingkontrolleure mit Zielfahndungen bei Athleten (Oscar Camenzind zum Beispiel) immer öfter erfolgreich sind, ist das ein Argument pro Blutdoping für die betrugswilligen Sportler. Ist das Spenderblut dann erst einmal im Körper des Athleten, sind die Spuren der Medikamente für einen Nachweis in der Regel zu gering.
Doch es sind nicht die Rückstände von Medikamenten, die bei Tyler Hamilton zur positiven Dopingprobe führten: Es sind die Anti-Körper, die der eigene Körper als Reaktion auf das Fremdblut bildet. Diese Anti-Körper wurden bei Hamilton insgesamt dreimal gefunden: In der A-Probe nach dem Olympischen Einzelzeitfahren in Athen sowie in der A- und B-Probe bei der Spanien-Rundfahrt. Dass Hamiltons B-Probe von Athen negativ ausfiel, lag an einem Verfahrensfehler. Die Proben zum Nachweis der Transfusion müssen bei vier Grad Celsius gekühlt aufbewahrt, dürfen aber nicht tief gefroren werden. Doch genau das passierte mit der B-Probe aus Athen, die das positive Ergebnis der A-Probe damit nicht bestätigen konnte. Wie es dazu kommen konnte, ist bislang ungeklärt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verweigert einen Kommentar und verweist auf den Abschlussbericht der unabhängigen Beobachter, der Mitte Oktober erscheinen soll (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe). Das Internationale Olympische Komitee (IOC) beließ es bei einer lapidaren Presseveröffentlichung, die den Fehler aufzeigt, aber nicht erklärt.
Hamilton beteuert unterdessen gebetsmühlenartig seine Unschuld, so wie das fast alle überführten Dopingsünder tun. Offenbar arbeiten Hamiltons Anwälte derzeit daran, das Nachweisverfahren für Blutdoping in Zweifel zu ziehen. Dr. Michael Ashenden sieht diesen Bemühungen allerdings gelassen entgegen. Der australische Sportwissenschaftler ist einer der Väter des Testverfahrens, das durch die WADA autorisiert wurde. Seit Mai dieses Jahres führt die WADA Blutdoping-Tests durch, wobei dieser Test auf einem in der Medizin seit zehn Jahren etablierten Untersuchungsverfahren aus der Geburtsmedizin basiert. "Dieser Test ist seit 1994 unverändert im Einsatz und entscheidet täglich weltweit in vielen tausend Fällen über Leben und Tod", erklärt Ashenden. Die australische Wissenschaftlerin Dr. Margaret Nelson hat diesen Anti-Körper-Test für Rhesusfaktor-Unverträglichkeiten bei Schwangeren entwickelt. Je nach Art der durch den Test genau bestimmbaren Anti-Körper erfolgt die medizinische Therapie.
Dr. Michael Ashenden überraschte es nicht, dass Hamilton der erste Sportler war, bei dem dieser Test ein positives Ergebnis zu Tage gefördert hat. Unverständlich sei nur, "dass die B-Probe von Athen nicht nach den Anweisungen behandelt worden ist." Der australische Wissenschaftler ist sich allerdings sicher, dass das Problem des Blutdopings angesichts des zuverlässigen Nachweisverfahrens bald der Vergangenheit angehören dürfte. Und Tyler Hamilton, der so plump in die Falle getappt ist, bliebe das Verdienst, sich unbeabsichtigt um die Dopingbekämpfung im Radsport verdient gemacht zu haben.
Tyler Hamilton, als schmerzresistenter Kämpfer-Typ seit der Tour 2003 einer der Top-Stars der Szene, hat seine Karriere mit einer unappetitlichen Blutdoping-Affäre wohl ruiniert. Dass er nun versucht, das Nachweisverfahren in Zweifel zu ziehen, wird ihm nicht helfen - die Sache scheint wasserdicht
Tyler Hamilton ist einer von vielen Radprofis, ein guter, ohne Zweifel. Bei den Olympischen Spielen in Athen war er Erster - Erster im Einzelzeitfahren. In der Disziplin, in der ausschließlich die eigene Leistung entscheidet. Mit freundlicher Genehmigung dokumentieren wir einen Hintergrundartikel unseres Autors aus der aktuellen Radsportzeitung TOUR 11/2004.
Tyler Hamilton, als schmerzresistenter Kämpfer-Typ seit der Tour 2003 einer der Top-Stars der Szene, hat seine Karriere mit einer unappetitlichen Blutdoping-Affäre wohl ruiniert. Dass er nun versucht, das Nachweisverfahren in Zweifel zu ziehen, wird ihm nicht helfen - die Sache scheint wasserdicht
Tyler Hamilton ist einer von vielen Radprofis, ein guter, ohne Zweifel. Bei den Olympischen Spielen in Athen war er Erster - Erster im Einzelzeitfahren. In der Disziplin, in der ausschließlich die eigene Leistung entscheidet. Nun ist er wieder der Erste: Der erste Radprofi, der in der Disziplin des Blutdopings erwischt wurde. In dieser Disziplin ist er aber vermutlich auch nur einer unter vielen.
Hamiltons positive Proben haben bestätigt, was viele Insider wussten, was Abhörprotokolle der italienischen Behörden vermuten ließen und was der 25-jährige spanische Radprofi Jesús Manzano im März dieses Jahres freimütig ausplauderte. Das altbekannte Blutdoping mit Eigenblut (autologe Bluttransfusion) ist um eine gefährliche Variante erweitert worden: Doping mit Fremdblut (heterologe Bluttransfusion). Dabei wird das Blut eines anderen Menschen mit geeigneten Medikamenten manipuliert, mit EPO zum Beispiel. Dann wird es entnommen, gelagert und dem Sportler zum passenden Zeitpunkt wieder in die Blutbahn geträufelt.
Der Bad Homburger Internist, Gefäßspezialist und Transfusionsmediziner Dr. Stefan Mörsdorf bezeichnet das als "russisches Roulette mit der Gesundheit". Der langjährige Oberarzt der Universitätsklinik Homburg-Saar hat sich intensiv mit den Nebenwirkungen von Bluttransfusionen befasst: "Der AIDS-Blutskandal 1993 hat gezeigt, wie gefährlich selbst Transfusionen übereinstimmender Blutgruppen sein können." Seither wird Spenderblut mit enormem finanziellem Aufwand auf Risikofaktoren untersucht. Doch trotz dieses sehr hohen Sicherheitsstandards in Europa, so Dr. Mörsdorf, könnten weitere Risiken nicht ausgeschlossen werden: "Exotische oder derzeit noch nicht nachweisbare Infektionen, wie zum Beispiel BSE, werden nicht erfasst. Zudem kann es bei unsachgemäßer Handhabung tödliche Gefahren durch Keime in der Blutkonserve geben." Bei der Gabe von Fremdblut könne es zudem, auch wenn die Blutgruppen übereinstimmten, zu so genannten hämolytischen Transfusionsreaktionen kommen - mit tödlichem Ausgang.
Mörsdorf, heute Leiter der Gefäßchirurgie der Bliestal-Kliniken, warnt eindringlich vor dem Einsatz von Bluttransfusionen zum Zwecke der Leistungssteigerung: "Die Risiken werden ganz und gar unkalkulierbar, wenn das Fremdblut nicht nach den einschlägigen Vorgaben präpariert und untersucht worden ist." Allein unsachgemäße Lagerung könne sich fatal auswirken. Bei zwei bis acht Grad Celsius seien die roten Blutkörperchen maximal 35 bis 49 Tage haltbar. Je älter die Blutkonserve, desto größer wird die Gefahr, dass sich kleinste Gerinnsel bilden, die nach der Transfusion die Blutgefäße des Empfängers verstopfen können. Das Risiko bleibt auch dann enorm hoch, wenn ein Verwandter ersten Grades - Eltern oder Geschwister - mit der gleichen Blutgruppe Blut spendet.
Warum ging Tyler Hamilton ein derart hohes Risiko ein? Physiologen schätzen die mögliche Leistungssteigerung durch Blutdoping auf maximal fünf Prozent - das kann im Wettkampf der austrainierten Besten der Welt über Sieg oder Niederlage entscheiden. Fremdblut hat zusätzlich den Vorteil, dass der Spender, der kein Leistungssportler sein muss, nicht unter das Dopingkontroll-Reglement fällt und jederzeit Medikamente jeder Art einnehmen kann. Seit die Dopingkontrolleure mit Zielfahndungen bei Athleten (Oscar Camenzind zum Beispiel) immer öfter erfolgreich sind, ist das ein Argument pro Blutdoping für die betrugswilligen Sportler. Ist das Spenderblut dann erst einmal im Körper des Athleten, sind die Spuren der Medikamente für einen Nachweis in der Regel zu gering.
Doch es sind nicht die Rückstände von Medikamenten, die bei Tyler Hamilton zur positiven Dopingprobe führten: Es sind die Anti-Körper, die der eigene Körper als Reaktion auf das Fremdblut bildet. Diese Anti-Körper wurden bei Hamilton insgesamt dreimal gefunden: In der A-Probe nach dem Olympischen Einzelzeitfahren in Athen sowie in der A- und B-Probe bei der Spanien-Rundfahrt. Dass Hamiltons B-Probe von Athen negativ ausfiel, lag an einem Verfahrensfehler. Die Proben zum Nachweis der Transfusion müssen bei vier Grad Celsius gekühlt aufbewahrt, dürfen aber nicht tief gefroren werden. Doch genau das passierte mit der B-Probe aus Athen, die das positive Ergebnis der A-Probe damit nicht bestätigen konnte. Wie es dazu kommen konnte, ist bislang ungeklärt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verweigert einen Kommentar und verweist auf den Abschlussbericht der unabhängigen Beobachter, der Mitte Oktober erscheinen soll (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe). Das Internationale Olympische Komitee (IOC) beließ es bei einer lapidaren Presseveröffentlichung, die den Fehler aufzeigt, aber nicht erklärt.
Hamilton beteuert unterdessen gebetsmühlenartig seine Unschuld, so wie das fast alle überführten Dopingsünder tun. Offenbar arbeiten Hamiltons Anwälte derzeit daran, das Nachweisverfahren für Blutdoping in Zweifel zu ziehen. Dr. Michael Ashenden sieht diesen Bemühungen allerdings gelassen entgegen. Der australische Sportwissenschaftler ist einer der Väter des Testverfahrens, das durch die WADA autorisiert wurde. Seit Mai dieses Jahres führt die WADA Blutdoping-Tests durch, wobei dieser Test auf einem in der Medizin seit zehn Jahren etablierten Untersuchungsverfahren aus der Geburtsmedizin basiert. "Dieser Test ist seit 1994 unverändert im Einsatz und entscheidet täglich weltweit in vielen tausend Fällen über Leben und Tod", erklärt Ashenden. Die australische Wissenschaftlerin Dr. Margaret Nelson hat diesen Anti-Körper-Test für Rhesusfaktor-Unverträglichkeiten bei Schwangeren entwickelt. Je nach Art der durch den Test genau bestimmbaren Anti-Körper erfolgt die medizinische Therapie.
Dr. Michael Ashenden überraschte es nicht, dass Hamilton der erste Sportler war, bei dem dieser Test ein positives Ergebnis zu Tage gefördert hat. Unverständlich sei nur, "dass die B-Probe von Athen nicht nach den Anweisungen behandelt worden ist." Der australische Wissenschaftler ist sich allerdings sicher, dass das Problem des Blutdopings angesichts des zuverlässigen Nachweisverfahrens bald der Vergangenheit angehören dürfte. Und Tyler Hamilton, der so plump in die Falle getappt ist, bliebe das Verdienst, sich unbeabsichtigt um die Dopingbekämpfung im Radsport verdient gemacht zu haben.
{mospagebreak}Warum ging Tyler Hamilton ein derart hohes Risiko ein? Physiologen schätzen die mögliche Leistungssteigerung durch Blutdoping auf maximal fünf Prozent - das kann im Wettkampf der austrainierten Besten der Welt über Sieg oder Niederlage entscheiden. Fremdblut hat zusätzlich den Vorteil, dass der Spender, der kein Leistungssportler sein muss, nicht unter das Dopingkontroll-Reglement fällt und jederzeit Medikamente jeder Art einnehmen kann. Seit die Dopingkontrolleure mit Zielfahndungen bei Athleten (Oscar Camenzind zum Beispiel) immer öfter erfolgreich sind, ist das ein Argument pro Blutdoping für die betrugswilligen Sportler. Ist das Spenderblut dann erst einmal im Körper des Athleten, sind die Spuren der Medikamente für einen Nachweis in der Regel zu gering.
Doch es sind nicht die Rückstände von Medikamenten, die bei Tyler Hamilton zur positiven Dopingprobe führten: Es sind die Anti-Körper, die der eigene Körper als Reaktion auf das Fremdblut bildet. Diese Anti-Körper wurden bei Hamilton insgesamt dreimal gefunden: In der A-Probe nach dem Olympischen Einzelzeitfahren in Athen sowie in der A- und B-Probe bei der Spanien-Rundfahrt. Dass Hamiltons B-Probe von Athen negativ ausfiel, lag an einem Verfahrensfehler. Die Proben zum Nachweis der Transfusion müssen bei vier Grad Celsius gekühlt aufbewahrt, dürfen aber nicht tief gefroren werden. Doch genau das passierte mit der B-Probe aus Athen, die das positive Ergebnis der A-Probe damit nicht bestätigen konnte. Wie es dazu kommen konnte, ist bislang ungeklärt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verweigert einen Kommentar und verweist auf den Abschlussbericht der unabhängigen Beobachter, der Mitte Oktober erscheinen soll (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe). Das Internationale Olympische Komitee (IOC) beließ es bei einer lapidaren Presseveröffentlichung, die den Fehler aufzeigt, aber nicht erklärt.
Hamilton beteuert unterdessen gebetsmühlenartig seine Unschuld, so wie das fast alle überführten Dopingsünder tun. Offenbar arbeiten Hamiltons Anwälte derzeit daran, das Nachweisverfahren für Blutdoping in Zweifel zu ziehen. Dr. Michael Ashenden sieht diesen Bemühungen allerdings gelassen entgegen. Der australische Sportwissenschaftler ist einer der Väter des Testverfahrens, das durch die WADA autorisiert wurde. Seit Mai dieses Jahres führt die WADA Blutdoping-Tests durch, wobei dieser Test auf einem in der Medizin seit zehn Jahren etablierten Untersuchungsverfahren aus der Geburtsmedizin basiert. "Dieser Test ist seit 1994 unverändert im Einsatz und entscheidet täglich weltweit in vielen tausend Fällen über Leben und Tod", erklärt Ashenden. Die australische Wissenschaftlerin Dr. Margaret Nelson hat diesen Anti-Körper-Test für Rhesusfaktor-Unverträglichkeiten bei Schwangeren entwickelt. Je nach Art der durch den Test genau bestimmbaren Anti-Körper erfolgt die medizinische Therapie.
Dr. Michael Ashenden überraschte es nicht, dass Hamilton der erste Sportler war, bei dem dieser Test ein positives Ergebnis zu Tage gefördert hat. Unverständlich sei nur, "dass die B-Probe von Athen nicht nach den Anweisungen behandelt worden ist." Der australische Wissenschaftler ist sich allerdings sicher, dass das Problem des Blutdopings angesichts des zuverlässigen Nachweisverfahrens bald der Vergangenheit angehören dürfte. Und Tyler Hamilton, der so plump in die Falle getappt ist, bliebe das Verdienst, sich unbeabsichtigt um die Dopingbekämpfung im Radsport verdient gemacht zu haben.