Tschechien

Die Teilnahme an der Euro 2008 war für die Tschechische Republik während der Ausscheidungsphase nie gefährdet,. Mit 29 Punkten konnte sich Tschechien sogar vor Deutschland in der Qualifikationsgruppe D einordnen. Die Gegenwehr der übrigen Konkurrenten Irland, Wales oder Slowakei war zu gering. Gegenüber der Weltmeisterschaft 2006 kommt die Tschechische Republik mit einem etwas verjüngtem, international jedoch gestählten, Kader nach Österreich. Die langjährigen Strategen Karel Poborský und Pavel Nedvěd beendeten ihre (Nationalmannschafts)karriere. Entscheidend für den Erfolg beim Turnier wird sein, ob der verletzungsbedingte Ausfall von Spielmacher Tomas Rosicky (Arsenal London) aufgefangen werden kann.

Trainingslager: ab 20.05. in Bad Kleinkirchheim
Der Kader

Tor: 16 Jaromir Blazek (1. FC Nürnberg), 1 Petr Cech (Chelsea FC), 23 Daniel Zitka (RSC Anderlecht)

Abwehr: 2 Zdenek Grygera (Juventus FC), 6 Marek Jankulovski (AC Milan), 13 Michal Kadlec (Sparta Prag), 5 Radoslav Kovac (Spartak Moskau), 12 Zdenek Pospech (FC Kopenhagen), 22 David Rozehnal (Lazio Rom), 19 Rudolf Skacel (Hertha BSC), 18 Tomas Sivok (Sparta Prag), 21 Tomas Ujfalusi (AC Florenz)

Mittelfeld: 4 Tomas Galasek (1. FC Nürnberg), 14 David Jarolim (Hamburger SV), 17 Marek Matejovsky (FC Reading), 20 Jaroslav Plasil (CA Osasuna), 3 Jan Polak (RSC Anderlecht), 7 Libor Sionko (FC Kopenhagen), 11 Stanislav Vlcek (RSC Anderlecht)

Sturm: 15 Milan Baros (FC Portsmouth), 8 Martin Fenin (Eintracht Frankfurt), 9 Jan Koller (1. FC Nürnberg),  10 Vaclav Sverkos (FC Ostrava)
Trainer: Karel Brückner

EM-Quartier: Dorint Sofitel, Seefeld, Trainingsplatz: Sportzentrum Seefeld/ Österreich

Die Teilnahme an der Euro 2008 war für die Tschechische Republik während der Ausscheidungsphase nie gefährdet,. Mit 29 Punkten konnte sich Tschechien sogar vor Deutschland in der Qualifikationsgruppe D einordnen. Die Gegenwehr der übrigen Konkurrenten Irland, Wales oder Slowakei war zu gering. Gegenüber der Weltmeisterschaft 2006 kommt die Tschechische Republik mit einem etwas verjüngtem, international jedoch gestählten, Kader nach Österreich. Die langjährigen Strategen Karel Poborský und Pavel Nedvěd beendeten ihre (Nationalmannschafts)karriere. Entscheidend für den Erfolg beim Turnier wird sein, ob der verletzungsbedingte Ausfall von Spielmacher Tomas Rosicky (Arsenal London) aufgefangen werden kann.

Große Erfolge bei internationalen Turnieren haben die Tschechen hauptsächlich gefeiert, als sie noch mit den Slowaken ein Land und eine Mannschaft bildeten. Der 1901 gegründete tschechoslowakische Verband schloß sich 1907 der FIFA an. Schon in den 1930er Jahren wurde in der CSFR eine der ersten europäischen Profiligen im Fußball gebildet. Das hohe Spielniveau einer Berufsliga gegenüber Amateurklassen war damals ein Wettbewerbsvorteil im internationalen Vergleich. Diesen Vorsprung spielte die Tschechoslowakei bei der ersten WM-Teilnahme 1934 in beeindruckender Weise aus. Siege über Rumänien (2:1) und die Schweiz (3:2) führten die Kicker von der Moldau ins Halbfinale gegen Deutschland. Auch die deutschen Amateure mußten sich den Profis mit 1:3 beugen, die Tschechoslowakei stand im Finale gegen Gastgeber Italien.

Im Finale hatte der Außenseiter von vornherein keine echte Chance. Das faschistische Regime Italiens bot alle sportlichen und unsportlichen Mittel auf, um den Titel im Gastgeberland zu feiern. Der Finalschiedsrichter Ivan Eklind hatte in den Runden zuvor schon äußerst italienfreundlich gepfiffen.
Im Endspiel ließ der schwedische Referee erneut harte Attacken der Squadra Azzurra sanktionsfrei durchgehen. Die Tschechen und Slowaken schienen aber vor dem "Parteiischen" gewarnt und ziehen unbeeindruckt ihre Angriffe auf. Als Antonin Puc elfmeterreif im italienischen Strafraum gefällt wird, der Pfiff jedoch ausbleibt, ist auch dem letzten Zuschauer klar, dass sich Italiens Faschistenführer Benito Mussolini nicht den Weltpokal verderben läßt. Eine Viertelstunde vor Abpfiff kann der unermüdliche Puc mit einem Flachschuß doch die 1:0 Führung für die Tschechoslowakei erzielen. Italien hat Glück als Jiri Sobotka nur die Latte trifft und dann passiert dem legendären Keeper Frantisek Planicka das Mißgeschick, einen immer "länger" werden Ball nicht mehr zu bekommen. Der Ausgleich acht Minuten vor Abpfiff, Frantisek Svoboda vergibt noch eine Riesenchance und es geht in die Verlängerung. Italien geht schnell in Führung, die Männer aus Prag müssen ihrem großen Kampf Tribut zollen, können keine erfolgversprechenden Angriffe mehr starten. Vizeweltmeister ist jedoch auch ein großartiger Erfolg, der mit einem Rekord für Slavia Prag verbunden ist. Kein anderes Vereinsteam konnte es bisher überbieten, acht Spieler zu einem WM-Endspiel zu entsenden.

1938 mühen sich die favorisierten Tschechen gegen die Niederlande erst in der Verlängerung zu einem klaren 3:0 Erfolg. Gegen den neuen Stern am Fußballhimmel, Brasilien, erzwingt man im Viertelfinale mit einem 1:1 ein Wiederholungsspiel. Im zweiten Aufeinandertreffen gehen die Tschechoslowaken sogar in Führung, müssen sich dann aber dem großen Star Leonidas beugen, der das Match im Alleingang dreht.

Nichts zu bestellen hat die CSSR 1954 in der Schweiz. Ist das 0:2 zum Auftakt gegen Titelverteidiger Uruguay halbwegs ehrenvoll, so schmerzt das hohe 0:5 gegen Österreich um so mehr. Ein schlechten Start erwischte das Team um den legendären Josef Masopust 1958 in Schweden mit dem 0:1 gegen Nordirland. Im zweiten Spiel gegen Weltmeister Deutschland verspielte man eine 2:0 Führung, das Unentschieden sollte sich noch rächen. Denn ein überzeugendes 6:1 über Argentinien reichte nun nicht, um in die nächste Runde einzuziehen.

Großen Sport zeigten die Tschechoslowaken wiederum 1962 in Chile. Ihr Spielmacher Masopust war auf dem Höhepunkt seines Schaffens, wurde am Jahresende gar mit dem Titel "Europas Fußballer des Jahres" geehrt. Wegweisend war das Spielsystem mit präzisen Pässen in die "ulica", die Lücken der Abwehr, in den Lauf der Stürmer. Der Auftakt gegen Spanien gelang mit einem knappen 1:0. Der Übermannschaft Brasilien trotzte man ein torloses Remis ab, so dass die abschließende 1:3 Niederlage gegen Mexiko nicht ins Gewicht fiel. Bemerkenswert an diesem Spiel, ist der bis heute gültige WM-Rekord für das schnellste Tor. Vaclav Masek traf nach lediglich 15 gespielten Sekunden ins Tor. Im Viertelfinale gewann man gegen Ungarn glücklich 1:0 durch ein Scherer-Tor in der Anfangsphase. Die Magyaren schoßen im Spielverlauf viermal an den Pfosten, konnten jedoch keinen Torerfolg verbuchen. Das Halbfinale gegen Jugoslawien war lange ausgeglichen, doch zwei Treffer von Adolf Scherer besorgten den 3:1 Erfolg und den Einzug ins Endspiel. Hier wartete der Titelverteidiger Brasilien. Zur Überraschung aller gingen die Tschechen durch Josef Masopust in Führung, doch dann konnte die Abwehr dem südamerikanischem Angriffswirbel nicht standhalten, nach dem 1:3 war man, wie schon 1934, Vizeweltmeister.

Der Generationswechsel bereitete danach einige Schwierigkeiten, nur 1970 in Mexiko war die CSSR noch einmal bei einer WM vertreten. Drei Niederlagen gegen Brasilien (1:4), Rumänien (1:2) und England (0:1) sorgten für das frühe "Aus". Ein großes Team wuch erst wieder Mitte der 1970er Jahr heran. Nach einem 2:0 und 2:2 gegen die Sowjetunion erreichte die Tschechoslowakei die Endrunde der Europameisterschaft. Im Halbfinale siegte man in einer dramatischen Partie gegen zu letzt neun Holländer 3:1 in der Verlängerung. Es kam in Belgrad zum Finale gegen die Bundesrepublik Deutschland. Ján Svehlik brachte schon nach acht Minuten seine Mannschaft in Führung, in der 25. Minute setzte Karol Dobias noch einen Treffer drauf. Die deutsche Abwehr wurde mehrfach schwindling gespielt. Doch wie so häufig, wer die Chancen nicht nutzt darf sich nicht beklagen. Dieter Müller hatte noch in der ersten halbzeit den Anschluß geschafft und Sekunden vor Ablauf der neunzig Minuten köpfte Hölzenbein noch den Ausgleich. In der Verlängerung fielen kein Tore mehr. So mußte das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Diese Regelung wurde erst Stunden vor Anpfiff getroffen, um den von einer Saison ermüdeten Kickern ein Wiederholungsspiel zu ersparen. Nachdem die sieben Strafstösse im Tor landeten, trat der heutige Bayern-Manager Uli Hoeneß seinen Strafstoß weit über das Tor. Antonín Panenka konnte nun alles "klar machen". Das Schlitzohr packte eine "Frechheit" aus, mit einem Lupfer in die Mitte über den abtauchenden Torwart Sepp Maier besorgte er die Entscheidung. Die Mannschaft um Kapitän Anton Ondrus holte endlich einen "großen" Titel in die Tschechoslowakei.

Die älter gewordenen Europameister blamierten sich in Spanien 1982 zum Auftakt gegen Kuwait kolossal. Nach einem 1:1 war ein Weiterkommen schon fast unmöglich. Ein 0:2 gegen England und ein immerhin akzeptables 1:1 gegen Frankreich bedeuteten das frühe Ausscheiden. 1990 in Italien stellte die im gesellschaftlichen Aufbruch befindliche Tschechoslowakei zum letzten Mal ein gemeinsames Team. Das Turnier begann mit Siegen über die USA (5:1) und Österreich (1:0) vortrefflich, das abschließende 0:2 gegen Italien war bedeutungslos. Im Achtelfinale trumpfte der kopfballstarke Stürmer Tomas Skuhravy mit drei Treffern gegen die körperlich unterlegenen Costa Ricaner auf. Mit dem 4:1 zog man ins Viertelfinale gegen Deutschland ein. Gegen den späteren Weltmeister verlor man zwar nur knapp 0:1, hatte jedoch keine ernsthafte Chance die Partie zu gewinnen.

Seit dem war die 1994 bei der FIFA angemeldete Football Association of Czech Republic (CMFS) nicht mehr bei einer Weltmeisterschaft dabei. Für Aufsehen sorgten die Tschechen, inzwischen ohne slowakische Spieler, 1996 bei der Europameisterschaft. In England hatten in der Gruppenphase Italien und Rußland das Nachsehen. Während der K.O Runde marschierte das "Pilsland" nach Erfolgen über Frankreich und Portugal bis ins Finale, mußte sich dort jedoch Deutschland in der Verlängerung beugen. Die absurde Regel des "Golden Goal" führte nach Bierhoffs Treffer zum sofortigen Abpfiff des Finales.

Brillianten Angriffsfußball führten die Tschechen um ihren überragenden Star Pavel Nedved auch bei der EM 2004 auf, doch scheiterte man am späteren Überraschungssieger Griechenland. Für die WM in Deutschland 2006 hat sich Tschechien in der europäischen Relegation mit zwei 1:0 Siegen über Norwegen qualifiziert. Es ist die erste Teilnahme des Landes am größten Sportereignis der Welt nach Abspaltung von der Slowakei. Das erste Spiel gegen die USA (3:0) gab zu Hoffnungen auf großes Anlaß. Doch dann enttäuschte die überspielt wirkende Mannschaft und mußte nach den 0:2 Niederlagen gegen Ghana und Italien zurück nach Prag.

Drucken