+ Dokumentarfilm + 'Inside HogeSa' - Von der Strasse ins Parlament (92 min, interpool.tv, 2018) +


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Köln, am letzten Oktobersonntag 2014. Tausende von muskelbepackten Männern, die unter dem Motto 'Hooligans gegen Salafisten' (HogeSa) durch die Kölner Innenstadt ziehen. Hooligans, Türsteher, Rocker, Rechtsradikale. Die Demonstration endet in Ausschreitungen am Hauptbahnhof. Tagelang bestimmen die Ereignisse von Köln, bestimmt das Bild vom umgekippten Polizeibus, die Schlagzeilen. Die Öffentlichkeit fragt sich seither: wie konnte dies passieren? Warum haben die Sicherheitsbehörden geschlafen?

In der Folgezeit dominieren - in Ost wie West - 'Pegida'-Demonstrationen das Straßenbild. Im Herbst 2017 schließlich zieht die AfD erstmals in den Deutschen Bundestag ein. Politikwissenschaftler und LKA-Ermittler sind sich einig: 'HogeSa' hat für diese Entwicklung den direkten Anstoß gegeben.



In 'Inside HogeSa - Von der Straße ins Parlament' begleiten wir die Protagonisten der Szene vier Jahre lang. Zum ersten Mal reden rechte Hooligans,'Nationale Sozialisten' und 'Pegida'-Vertreter offen vor der Kamera. Ein 92-Minuten-langer Dokumentarfilm, der einen Einblick in eine Szene gibt, den es so vorher noch nicht gab. Der durchaus schockieren kann.

Wen der Trailer neugierig gemacht hat, kann sich gern den kompletten Film ansehen. Er kostet 4,99 (Ausleihe 48 Stunden) und 9,99 Euro (all). Zusätzlich bekommt er dann bei VIMEO die Interviews mit Tatjana Festerling und 'Captain Flubber' in voller Länge zu sehen. Der Film wurde von uns mit 10.000 Euro selbst finanziert. Aus Gründen der Unabhängigkeit haben wir auf eine Filmförderung und die Unterstützung öffentlich-rechtlicher Sender verzichtet.

"Geld schießt Tore" - Die Bundesliga-Kolumne

16.05.12 Der Skandal sind die Spiele

Die Relegationsspiele in Karlsruhe und Düsseldorf gehen mit Zuschauerausschreitungen, und einem zünftigen Platzsturm als skandalös in die Bundesligageschichte ein. Die Liga ist an diesen Ereignissen allerdings mitschuldig. Sportlich macht es keinen Sinn nach einer regulären Saison „Hopp-oder-Top-Spiele anzusetzen. Es geht hier nur um neu entfachte Spannung, das Schüren von Emotionen mit denen man hohe Einschaltquoten und damit frisches Geld generiert. Das Verhalten einiger Zuschauer ist nicht überraschend. Das Publikum wird durch diese Umstände aufgeheizt und manche Fans kommen dann mit ihren Gefühlen nicht klar. Die DFL will mit den Ausscheidungsspielen Dramen und Wahnsinn schaffen. Hat sie diese Woche, anders als erhofft, bekommen.

Im letzten halben Jahr konnte man die Herthaanhänger eigentlich bewundern, wie geduldig sie das Siechtum ihres Vereins ertrugen. Vom Spielplan wieder auf Null gesetzt gab es die Hoffnung, den Abstieg doch noch zu vermeiden. Wenn dann in einem K.O.-Spiel nach einem Gegentor scheinbar alles einem schlimmen Ende entgegensieht, rasten eben einige Mitgereiste aus. Das ist nicht schön aber absehbar. Ähnlich das Verhalten der Fortunen. Den Platzsturm anlässlich eines Aufstieges bevor der Schiedsrichter abgepfiffen hat, gab es schon unzählige Male. Nur war es meist uninteressant, weil die Entscheidungen laut regulärer Tabelle längst feststanden, die letzte Spielminute nach 34 Partien nicht mehr ins Gewicht fiel. Auch hier trifft eine Teilschuld die Organisation des Spielbetriebs. Wäre Düsseldorf letzte Woche mit vier Toren Vorsprung gegenüber St.Pauli aufgestiegen, keiner würde sich über eine fehlende Spielminute beklagen, wenn der Mob übers Feld rennt.

Bigott auch wie sich sämtliche Medien geben. Die Relegationsspiele wurden auch von ihnen in hohem Maße dramatisiert und emotionalisiert. Es ist immer das „ wichtigste Spiel“ des Lebens oder man ist dem Untergang geweiht. Man schaue sich im Nachhinein noch mal Trailer des Fernsehens bzw. die Schlagzeilen der Boulevardpresse an.

Da sich schon die ganze Saison über Fans in Rage mokiert wird, muß man auch die Stadionregie der Vereine ansprechen. Kein Bundesligaspiel beginnt, ohne dass das Arenenpublikum von einem Vorprogramm aufgeputscht wird. Besonders übel hierbei sind Dortmunds Lautsprecher Norbert Dickel, der den letzten Phlegmatiker in Wallung versetzt sowie der Berliner Animateur, der sogar  während des Spiels anheizt. Auch das vom DFB verantwortete Rahmenprogramm bei Länder- oder Pokalendspielen ist auf künstlich angefachte Leidenschaft angelegt. Schlichtere Gemüter nehmen diese Jahrmarktschreier ernst und vergessen das sportlich faire und doch stimmungsvolle Benehmen.

07.05.12 Geld schießt nicht alle Tore

Gemeinhin heißt es, dass die Abschlusstabelle die Finanzkraft der Vereine widerspiegelt. Demnach ist es nicht überraschend Borussia Dortmund, Bayern München und Schalke 04 auf den vorderen Plätzen zu finden. Die drei haben die potentesten Sponsoren, die vollsten Stadien, die landesweit größte Anhängerschar. Schlicht, die größten Einnahmen. Doch schon hier zeigt sich, geht es nur nach dem Geld und damit nach der Qualität der Spieler, hätte Bayern Meister werden müssen. Sind sie aber wieder nicht. In der Champions-League hingegen hätten die Münchner hinsichtlich ihrer Finanzen niemals das Finale erreichen dürfen. Hat trotzdem geklappt. Respekt.

Wenn schon nicht Geld das allein Entscheidende für sportlichen Erfolg ist, dann wird allgemein davon ausgegangen, dass Kontinuität im Verein, Ruhe im Umfeld Faktoren wären. Nach dieser Theorie hätte Kaiserslautern nicht so einen Absturz hinlegen dürfen. Das Management der Pfälzer hat es eigentlich richtig gemacht. Eine schier endlose Niederlagenserie führte weder zu Hektik noch übereiltem Trainerwechsel. Als Coach Marco Kurz entlassen wurde, war der Abstieg praktisch schon besiegelt. Anders der SC Freiburg. Im Winter als Tabellenletzter weit abgeschlagen, wurde der beste Stürmer der Vereinsgeschichte, Cisse, verkauft. Leistungsträger wie Butscher und Bastians wurden abgeschoben. Den Kader füllte man mit Amateuren bzw. Profis aus schlechterern Ligen auf. Nach der großen Spielerrotation wurde auch noch der Trainer ausgewechselt. Ein Drehbuch wie man es definitiv  nicht machen sollte. Ergebnis, Freiburg spielte eine phantastische Rückrunde, hat sich beizeiten vom Abstiegskampf verabschiedet.

Hektik, Chaos sind verantwortlich für den Absturz von Hertha BSC und dem 1.FC Köln. Doch warum landet Leverkusen auf Platz Fünf, genau in dem Bereich in dem man Bayer aufgrund des Spielerkaders verorten würde. Die Missverständnisse und Querelen mit Trainer Dutt, Altstar Ballack und den verbalen Grätschen aus der Geschäftsführung waren über die Saison absolut Kölntauglich. Da hatte man geglaubt, Augsburg hätte sich nur als verschworene Gemeinschaft behaupten können. Doch kaum ist die Rettung geglückt, zeigen sich offensichtlich Risse zwischen Präsident, Manager und Trainer.

Irgendwie bleibt der Betrachter ratlos, noch nicht mal im Nachhinein gibt es für jedes Ergebnis eine Erklärung. Anscheinend spielt auch der Zufall eine gewaltige Rolle. Hätte Freiburg nicht das erste Rückrundenspiel mit Glück kurz vor Schluß gegen den FC Augsburg gewonnen, wären sie vielleicht an der Stelle von Kaiserslautern. So schöpften die Breisgauer Mut, bekamen den „Lauf“ den es für Erfolg braucht. Hätte Uli Hoeneß die fast schon „eingeschlafenen“ Dortmunder nicht ständig attackiert, hätte Borussia vielleicht nicht so einen tollen, konzentrierten Schlussspurt hingelegt.
Das ist eben das Attraktive am Fußball, er ist nicht bis ins letzte Detail berechenbar.

23.04.12 Wer zahlt den Megavertrag

Da war letzte Woche das Erstaunen groß. Die Bundesliga kann für die nächsten Jahre die Erlöse aus der TV – Vermarktung erheblich steigern. Statt bisher ca. 450 Millionen Euro fließen demnächst ca. 650 Millionen Euro pro Jahr in die ersten beiden Bundesligen. Eine tolle Leistung der DFL, den Fernsehsendern so das Geld aus der Tasche zu ziehen. Für die exorbitante Erhöhung ist vor allem das Pay TV verantwortlich. Einschränkend zu dem künftigen Vertrag muß man allerdings bedenken, wie das funktionieren soll ist ein Rätsel. Bisher hat keine Fernsehanstalt mit  der Ware „Bundesligafußball“ Geld verdient. Das Bezahlfensehen macht bislang stets Miese, wie die 200 Millionen Euro extra finanziert werden sollen, bleibt ein Geheimnis. Die Zahl der Abonnenten ist stabil, hat sich in den letzten Jahren aber nicht erheblich ausgeweitet. Auch für die Zukunft scheint die Anzahl der abhängigen Fans ausgereizt. Mit Hoffenheim, Leverkusen und Wolfsburg gibt es schon drei Vereine die unter Auschluß der Fernsehöffentlichkeit spielen. Jedes Jahr der running Gag, dass die Zuschauerzahl bei Leverkusen gegen Wolfsburg aufgrund Geringfügigkeit nicht messbar ist. Zudem sind Freiburg, Mainz, Augsburg und demnächst Fürth ebenfalls keine bundesweiten Quotenkracher. Falls jetzt noch Paderborn den 1.FC Köln ablöst, besteht die halbe Liga aus „Grauen Mäusen“ für die keine nennswerte Zahlungsbereitschaft besteht. Dies bedeutet, die Anhänger der großen Traditionsvereine müssen ihre Attraktivität ausbaden. Sonderkonditionen und Rabatte wird es künftig weniger geben. Steigt Hertha BSC ab, gibt es östlich der Linie Hannover – Nürnberg keinen Bundesligaverein mehr. Da kann nur gebetet werden, dass Dynamo Dresden vielleicht mal aufsteigt und neue Kunden bringt.
Die Bundesliga ist nach der Kirch Pleite vor paar Jahren erheblich in Schwierigkeiten gekommen. Da war der schöne ausgehandelte „Premiere – Vertrag“ nicht mehr die Zahlen wert, auf die man sich verlassen hatte. Allerdings ist „Sky“ international aufgestellt und solange die mit der englischen „Premier League“ Geld verdienen, dürfte es auch in Deutschland fließen. Darf nur der britische Fan nicht mit rechnen, dass er mit seinem viel teureren Abo die Liga der „Krauts“ alimentiert.

16.04.12  Keine Play Offs

Häufig prahlen die DFL Werbestrategen, die Bundesliga wäre spannender als die Ligen in England oder Spanien. Doch auch in diesem Jahr ist die Meisterschaft weit vor dem letzten Spieltag entschieden. Borussia Dortmund ist der Titel nicht mehr zu nehmen. Wieder kein Herzschlagfinale. Trotzdem müssen Gedankenspiele von DFL - Funktionären wie Leverkusens Wolfgang Holzhäuser über eine Play-Off-Runde nach der regulären Saison auf strikte Ablehnung stoßen.

Wer die meisten Punkte innerhalb eines Jahres holt ist Meister. Fertig. Der Titel gebührt der Mannschaft, die im Saisonverlauf die konstantesten und besten Leistungen geboten hat. Dem Team, welches Spiele im November genauso ernst nimmt wie im April. Eine Meisterrunde nach der regulären Saison würde, den Verein belohnen, der im Mai einen Lauf hat, frei von Verletzungspech ist und mit einzelnen Schiedsrichterentscheidungen Glück hat. Vom Spektakel und Verkaufswert wäre eine solche Runde unübertroffen. Doch sie ist im gewissen Sinne unsportlich, da die Arbeit eines ganzen Jahres mit einem Spiel zu Nichte geraten kann. Außerdem gibt es für den Reiz des schnellen K.O., des Zufalls den Pokalwettbewerb.

Im Abstiegskampf haben sich Relegationsspiele inzwischen, zu Unrecht, etabliert. Hier hat die DFL der Zweiten Liga einen Aufsteiger gestohlen. So kommt ein Bundesligist in den Genuß, die Klasse über zwei „Pokalspiele“ zu halten. Das ist für alle Zuschauer ohne Frage höchst spannend. Nur haben Köln, Hertha BSC oder wen es letztendlich auf Platz 16 verschlägt, überhaupt diese Chance verdient. Die Mannschaften die hinten stehen, haben über weite Strecken bundesligaunwürdigen Fußball geboten. Der Abstieg sollte ohne Hintertürchen die Folge sein. Während der Dritte der Zweiten Liga, früher ohne Umweg immer Aufsteiger, seine gute Saison im Zweifel auf die „Schutthalde“ kippen kann. Es reicht, das hier der Sport gegenüber dem Spektakel verloren, für den Erwerb der Meisterschale muß die normale Punkterunde gültig sein.

02.04.12 Da Fliegen Sie Wieder

Vier Elfmeter gab es am letzten Bundesligaspieltag. Alle unberechtigt. Über wen soll man sich mehr beschweren? Die Umfaller oder die Schiedsrichter? Den Schiris muß man zugestehen, sie blieben in Augsburg und Hoffenheim unparteiisch. Der Fehler des ersten gegebenen Strafstosses wurde in beiden Stadien mit wunderlichen Elfmeterentscheidungen für die Gegenseite korrigiert. Letztlich blieb der Ausgang der Partien unverfälscht und die Zuschauer haben mehr Tore gesehen und Spektakel bekommen. Richtig ärgerlich ist das Verhalten der Stürmer, die bei der kleinsten Berührung umkippen. Anschließend faseln sie was von „Kontakt war da und damit Foul“.

Humbug, Fußball ist kein berührungsloser Sport, damit ist nicht jede Annäherung ein Foul. Austrainierte, kräftige Sportler müssen nicht bei jedem Hauch auf den Boden gehen. Wollen sie aber, schinden und betrügen, wenn spielerisch kein Tor erzielt wird. Damit wird es den Schiedsrichtern auch schwer gemacht.
Am frechsten holte Schalkes Chinedu Obasi seine „Elfer“ raus. Rettet sich beim Dribbling bis zur Strafraumkante, sucht den Oberschenkel von Hoffenheims Andreas Beck, legt sich ins Hohlreuz und fällt. Das Erstaunliche, anschließend meint der geprellte Verteidiger Beck im Interview „kann man geben, muß man nicht“. Soll wohl heißen, ich (wir) mache(n) es genauso worüber soll ich mich beklagen. Eben alles nur Show!

Bei Bayer Leverkusen hat es jetzt Coach Robin Dutt erwischt. Eine Verbindung die vom ersten Spieltag an auf der Kippe stand. Da hat ein Newcomer sich bei einem Champions Leagueisten zu schnell mit gestandenen Persönlichkeiten in der Mannschaft und Umfeld angelegt. Selbst als die Ergebnisse noch in Ordnung waren rumorte es. Das dröge Leverkusener Publikum gegen sich massiv aufzubringen ist ebenfalls Kunst. Klar das da die Führungsetage nicht endlos untätig rumsitzt.

 26.03.12 Bayern zu blöd

Da konnte man die Uhr nach stellen, die Meisterschaft geht in die entscheidende Phase und maßgebliche Vertreter Bayern Münchens plustern sich auf. Manchmal haben sie mit der Methode schon Angst und Schrecken verbreitet, nur scheint Borussia Dortmund nicht der richtige Adressat dafür. Schon letztes Jahr lief die Münchner Kraftmeierei gegenüber den Westfalen ins Leere. Doch aus Fehlern lernen ist des Uli Hoeneß` Sache nicht. Dabei war der BVB schon an dem Punkt sich selbst einzuschläfern, doch die Kampfansagen haben die Konzentration des aktuellen Meisters wieder geschärft. Mit Geschwätz können Mannschaften mit labilen Individualisten eingeschüchtert werden. Bei einer Mannschaft wie Dortmund, die vor allem vom Kampf- und Teamgeist lebt, bewirkt dies eher das Gegenteil. Der hohe Sieg in Köln ist durchaus als Antwort auf Bayerns Provokationen zu sehen.

Die Chance auf den Titel besteht bei München darin, dass sie gegenüber Borussia das erheblich einfachere Restprogramm haben, zudem besitzen sie die besten Spieler der Liga. Für Dortmund spricht, neben den fünf Punkten Vorsprung, dass sie nach der blamablen Champions – League - Saison keiner Doppelbelastung ausgesetzt sind. Während Bayern München im Real - Madrid – Rausch noch Partien gegen Stuttgart oder Bremen zwischen schieben muß.

An dieser Stelle wurde dem Hamburger SV schon der Klassenerhalt attestiert. Ein Trugschluß, da der HSV den eingeschlagenen Weg nicht weiter geht, sondern sich lieber auf die „faule Haut“ legt. Wie die „Rothosen“ sich klar unterlegene Spiele schön geredet haben, lässt nichts Gutes für die nächsten Wochen ahnen. Der HSV muß gehörig umdenken, um wieder in die Erfolgsspur zu geraten.  Das Merkmal als einziger Verein immer der Bundesliga an zu gehören, sollte unbedingt erhalten werden. Prognosen über den Abstiegskampf sind derzeit hinfällig. Selbst der 1.FC Nürnberg als Elfter ist noch nicht 'durch'.

12.03.12 Kopfloses Köln

Kein Präsident, kein Sportdirektor und der Prinz ist auch bald weg. Der 1.FC Köln ist immer für belustigende Unterhaltung gut. Am Wochenende haben sie den ungeliebten Sportdirektor Volker Finke geschasst. Dabei war das vor einem Jahr mal ein vernünftiger Plan. In einen von Emotionen geschüttelten Verein, der von einem dauererregten Umfeld umgeben ist, wurde ein nüchterner, unterkühlter Mann mit Entscheidungsbefugnis ausgestattet. Das so eine Spaßbremse kaum wohlgelitten ist, ist dabei vorhersehbar. Gerade deshalb hätte man entgegen der Widerstände an Finke festhalten sollen. Das Machtvakuum führt natürlich auch zu der Frage, wer soll überhaupt mit Arsenal London über die Ablöse für Lukas Podolski feilschen. Gibt es in den Kölnern noch jemanden der bei dem Transfervertrag unterschriftsberechtigt ist? Die Arbeit von Volker Finke ist bislang kaum beurteilbar. Als Sportdirektor plant man mittelfristig, baut eine Mannschaft über mehrere Transferperioden auf. Finke ist in dem Jahr seiner Amtszeit nicht durch übermäßigen Aktionismus aufgefallen. Mit ruhiger Hand wurde sehr wenige Spieler (Riether, Sereno,Tese) fest verpflichtet. Auf der anderen Seite wurden viele Spieler abgegeben, der Kader verkleinert. Die Gestaltung eines neuen Teams, ohne Lukas Podolski, mit mittelfristiger Perspektive wäre erst im kommenden Sommer in Angriff genommen. Anscheinend hat man das dem ehemaligen Freiburgtrainer nicht zugetraut. Unbegreiflich hingegen, dass der Kölner Verwaltungsrat noch meint, dass man bei der neuerlichen Besetzung der sportlichen Leitung Zeit hätte. Gerade jetzt werden die Weichen für die neue Spielzeit gestellt, die Bereitschaft künftiger Akteure abgeklopft. Trotzdem werden Favoriten für den Posten in der Öffentlichkeit gehandelt. Ganz oben steht dabei  Andreas Rettig, der Augsburg im Sommer verlässt und sich in Köln ansiedeln will. Da würde ein Stelle beim „Effzeh“ passen.

05.03.12 Das sinnlose Foul

Der Tritt von Paolo Guerrero gegen Stuttgarts Keeper Sven Ulreich sorgt für die Entrüstung und Diskussionen des absolvierten Spieltags. Dabei gibt es gar nichts zu interpretieren. Das Foul ist offensichtlich, grob, fahrlässig wird die Gesundheit des Gegenspielers aufs Spiel gesetzt. Fertig. Interessant wäre, was sich der Hamburger Stürmer bei dem langen Anlauf gedacht hat. Die üble Beinschere wurde nicht in unübersichtlicher Hektik im Kampf um den Ball angesetzt, sondern nach einem 50-Meter-Sprint. Hat Guerrero wirklich geglaubt, wenn ich losspringe, erwische ich den Ball? So blöd, kann doch nicht mal ein Fußballer sein. Wenn er den VfB-Torwart lediglich umgerammt hätte, hätten sich zwar auch alle Zuschauer gefragt was der Schwachsinn soll. Die Aktion wäre jedoch nicht gesundheitsgefährdend gewesen. Der Peruaner kann dem lieben Gott danken, dass Ulreich keinen Schaden erlitt. Die nun folgende lange Spielsperre sollte den Hamburger SV nicht übermäßig schaden. Im Niemandsland der Tabelle ist die Abstiegsgefahr derzeit eher theoretischer Natur. Die notwendigen Punkte holen die Hamburger auch ohne ihren Sturmführer. Der sowieso klamme HSV kann hingegen noch Geld sparen. Strafe soll der Großverdiener in der Mannschaft zahlen und der Leistungsanteil seines Gehalts wird ebenfalls eingespart.

27.02.12. Der Betze lahmt

Kleine Umfrage zum Image der Kaiserslautern – Fans. Oft bekommt man „dumpfe Bauern“ als beschreiende Antwort. Dem Vorurteil scheint jetzt ein kleiner Teil alle Unehre zu geben. Beim Sonntagstraining beschimpfte und verunglimpfte ein Gruppe FCK-Anhänger den israelischen Stürmer Itay Shechter aufgrund seiner Herkunft. Rassismus und Antisemitismus muß an jeder Stelle dieser Gesellschaft Einhalt geboten werden. Der FCK und seine Fanszene ist aufgefordert, diese  hirnlosen Idioten rigoros auszugrenzen.

Nach der heftigen 0:4 Schlappe beim Derby in Mainz ist die Wut und Enttäuschung der Lauterer Fans durchaus berechtigt. Dass nach dem dürftigen Saisonverlauf der gesamten Mannschaft mal ein „paar Takte“ gesagt werden, ist angemessen. Ordentliche Kritik und  Einblick in die Gefühlswelt des gebeutelten Fans sollte ein Profifußballer ertragen können. Nur, dürfen die guten Sitten nicht außer acht geraten.

Fair ging es auf dem Kaiserslauterer Betzenberg ja selten zu. Doch früher wurde die eigene Mannschaft gepusht, Gegner und Schiedsrichter eingeschüchtert. Legendär, die schier unendliche Nachspielzeit bei einem Rückstand oder die Elfmeter, die allein die Zuschauer mit Geschrei und Gestik raus holten. Die Zeiten sind vorbei. Das einst fanatische Publikum ist gezähmt, der Betzenberg versprüht ohne hitzige Atmosphäre keinen Schrecken mehr. Wo früher der Zuschauer noch den ein oder anderen Heimsieg erzwungen hat, gab es diese Saison zwei magere Siege. Kein Wunder, dass der Verein so im Tabellenkeller verharrt. Die gnadenlose Heimstärke war immer die Besonderheit, die die Pfälzer über andere Klubs stellte. Der aktuelle Spielerkader ist ohne Frage nicht besser als die Darbietungen auf dem Platz. Ohne Unterstützung der Zuschauer ist von einer Unzahl an Zweitligaspielern nicht mehr zu erwarten. Positiv zu vermerken ist jedoch, dass der Coach Marco Kurz derzeit nicht zur Diskussion steht. Ein vorzeitiger Trainerwechsel kostet nur viel Geld. Und wenn das vorhanden wäre, hätten die „Roten Teufel“ gleich bessere Spieler verpflichten können. So bleibt nur die Hoffnung, dass alle zueinander stehen und mit geballter Kraft der Abstieg noch vermieden wird.

20.02.12 Zurück zur Ottokratie

Freitag Abend bimmelt das Telefon. „Rate mal wer Herthatrainer wird?“. Der Anrufer klingt sensationslüstern. „Haben die Tante Dolli geholt?“ – „Nee, keiner der in der Zeitung stand.“ Also auch nicht Balakov oder Götz. „Hans Meyer etwa aktiviert.“ – „Du bist vom Alter auf der richtigen Spur, jetzt nur ins Absurde denken!“ Da kommt man ins Grübeln. Ein kauziger alter Sack soll es sein. „Udo Lattek?“ – „So durchgedreht ist Preetz dann doch nicht, aber OTTO REHHAGEL kommt.“ Bumms, das sitzt. „Es ist Karneval und nicht Erster April, das wird ja wieder lustig!“ Bei der anschließenden Verbreitung der Meldung, kommt sie Standardantwort „Du machst Scherze“.

Zwei Tage später sitzt Otto Rehhagel mit frisch getöntem Haar vor den Berliner Journalisten und gibt seine altbekannten Sprüche von sich. Als ehemaliger Herthaspieler hat er sofort die erwartete Berlinhudelei drauf. Ansonsten gibt es eben noch „Disziplin ist alles“, „Von Fußball habe ich Ahnung“, sowie „Einer hat das Sagen und das bin Ich“ – Sprüche. Allerdings klingt es recht handzahm, Rehhagels Ton war schon schnarrender.

Abseits vom Kuriositätenfaktor könnte Rehhagel der richtige Coach für den Abstiegskampf sein. Er ist keiner, der ein bestimmtes System verfolgt, den Fußball jemals im eine Spielidee bereichert hat. Als absoluter Pragmatiker kann Otto Rehhagel jedoch das Optimale aus einer Mannschaft holen. Wer mit dem Aufsteiger Kaiserslautern Deutscher Meister, mit Griechenland Europameister wird, hat erst mal Argumente für sich. Allein dies kann schon dazu reichen, dass die Spieler den Glauben an sich zurück gewinnen. Trotz aller Turbulenzen um Hertha BSC, die Situation ist noch recht komfortabel. Zwar setzte es eine Niederlagenserie, doch die anderen Abstiegskandidaten Augsburg, Freiburg oder Kaiserslautern haben nicht viel aufgeholt. Drei, vier Siege aus noch 12 ausstehenden Partien sollten reichen, um die Klasse zu halten. Klingt nicht unlösbar.

Rehhagels Verpflichtung ist nicht wegweisend, kurzfristig ist die auch nicht erforderlich. Geht es doch erst mal ums Überleben in der Bundesliga. Um eine Perspektive für die Berliner muß sich ab der Sommerpause sein Nachfolger kümmern. Egal in welcher Liga.

13.02.12 Hertha drückt Skip-Taste

Hat man während der Winterpause in Berlin zum Thema Hertha BSC umgehört, gab es die einhellige Meinung „ Skibbe kann nichts“. Mit Entsetzen und erheblicher Angst um den Verein verfolgten die Herthafans die Verpflichtung des ehemaligen Bundestrainers. Die Schar von Gegnern des  Haupstadtklubs frohlockte hingegen „jetzt haben die endlich wieder ne gute Chance abzusteigen“. Beide Seiten lagen mit ihrer Einschätzung nicht daneben. Unter dem Trainer Michael Skibbe verlor die „Alte Dame“ alle Spiele. Schlimm genug, noch deströser klingt es jedoch wenn man die Kontrahenten in Betracht zieht. Wer gegen Abtiegskandidaten und Mittelklasse wie Nürnberg, Hamburg, Hannover und Stuttgart klar unterlegen ist, hat in der Bundesliga nichts verloren.
Es ist wie der Publikumsjoker bei „Wer wird Millionär“. Alle wissen Bescheid, nur nicht die handelnden Personen. Manager Michael Preetz war der einzige in der Stadt, der auf Skibbe gesetzt hat. Daß er so schnell von seinem Wunschkandidaten abrückt und ihn entlässt, ist bezeichnend für die Fähigkeiten des ehemaligen Stürmers. Er versucht es als schnelle Korrektur auf die knallharte Analyse zu verkaufen. Doch bislang folgte bei Preetz` Trainerentscheidungen ein Fehler dem anderen. Die Herthaanhänger wollen noch an seine Fähigkeiten glauben, da bei den Spielerverpflichtungen der sportliche Leiter oft richtig lag. Die BSC-Verächter hoffen ebenfalls, dass Preetz noch lange bleibt „dann wird es denen in Charlottenburg weiter dreckig gehen“. Man darf gespannt sein wer der nächste Coach wird. Der dritte Übungsleiter in einer Saison darf für den verschuldeten Klub jedoch nicht teuer sein.
Völlig in Hintergrund gerieten dabei die Eskapaden in Hoffenheim. Nur soviel, jetzt muß der neue Trainer Markus Babbel neben seinen Tatoos von Traditionsvereinen wie Liverpool, Bayern, Stuttgart, HSV, Hertha noch Platz für das Hoffenheim-Signet finden. Da ist wohl eine Körperstelle angbracht, die im Sommer nicht so schnell entblößt wird.

06.02. Wer nicht hüpft...

Zwei, Null, Null, Null usw., das letzte Wochenende brachte ne  kuriose Totoreihe hervor. Kein Heimsieg in der Bundesliga. Den verdienten Lohn konnten die Auswärtsfahrer unter den Anhängern einheimsen. Bei der Kälte kam Niemand ohne Punkte nach Hause. Glücklich die Stadiongänger, die einen Stehplatz ergatterten. Während die Sitzplatzbesucher fröstelnd vor sich hin mümmelten, konnten die „Steher“ die Kälte mit „Wer nicht hüpft ist... (irgendwas Blödes)“ aus den Knochen schütteln. Die Manager der Liga prahlen ja gern mit ihrem Komfort im Stadion. Auf den des erzwungenen Sitzens würden viele Zuschauer derzeit gern erzichten. Häufig hat existiert ja das Problem, dass man notgedrungen eine Sitzplatzticket kaufen muß, da die raren Stehplätze längst vergeben sind. Die Oma-Meinung, wem es kalt ist der soll daheim bleiben, läuft ins Leere. Wenn der Herzensverein spielt, gibt es meist keine andere Möglichkeit der Freizeitgestaltung als den Marsch ins Stadion.
Die Witterung ist demnach auch ein Argument, den immer wieder um sich greifenden Forderungen nach reinen Sitzplatzarenen etwas entgegenzuhalten. Die Spieltage an denen man gemütlich sitzend in die Sonne blinzelt, sind an einer Hand abzuzählen. Stehende Fans bringen Spaß sowie Stimmung in die Bude und beugen „verrosteten“ Gliedmaßen vor.

30.01.12 So kann`s weiter gehen

Langsam wird es unheimlich was die vier Teams an der Spitze bieten. Wenn die Punktehamsterei anhält, wird man wohl mit 70 Zählern dieses Jahr nur Vierter. Der Abstand der großen Vier zum Rest ist derzeit gewaltig. Man hat das Gefühl über die Winterpause das die Spitzenmannschaften ihr Niveau noch angehalten haben. Borussia Mönchengladbach wirkt noch ballsicherer und kombinationsfreudiger als im Dezember. Schalke spielt in einer Partie mehr Doppelpässe als sonst in einer Saison und Dortmund lässt dem Gegner sowieso keine Zeit für eine Verschnaufpause. Bayern München mag da vielleicht unspektakulärer spielen, gewinnt aber aufgrund der individuellen Klasse die Begegnungen. Leidtragend unter dieser Dominanz war in der letzten Woche der VfB Stuttgart. Eine gute Mittelklassemannschaft mit Ambitionen nach oben, die erst von Schalke dann von Gladbach regelrecht „verkloppt“ wurde. Dabei haben die Schwaben gar nicht so schlecht gespielt, trotzdem hatten sie nie eine Chance. Genauso Hoffenheim und der Hamburger SV, die gegen den BVB den Ball nur im eigenen Netz gesehen haben. Was ihnen wohl nicht mehr häufig passieren wird. Man muß feststellen, dass das Niveau der Bundesliga in den letzten zwei Jahren erheblich angezogen hat. Jammerte man sonst immer, dass dies nun die schwächste Saison aller Zeiten wäre, wird seitdem attraktiver Fußball geboten. Auch Mannschaften wie Hannover, Köln (trotz 1:4 gegen S04 starke erste Stunde), der 1.FC Nürnberg oder Mainz zeigen phasenweise einen tauglichen Plan vom Spiel, können ihre Fans spielerisch begeistern. Spannend wird es, wie sich diese augenfällige Verbesserung der Liga im Europapokal bemerkbar macht. Wirklichen Wert haben gute Bundesligaspiele erst, wenn deutsche Mannschaften auf breiter Ebene im Europapokal ins Viertel-oder Halbfinale kommen.

19.12.11 Alles Münchhausens

Die Trainerkegelei blieb in der Herbstsaison dürftig. Die Umstände bei der Trennung von Hertha BSC und Markus Babbel entschädigen den sensationsgeilen Betrachter für die vorhergehende Flaute. Ein Trainerrausschmiss der keine sportlichen Gründe hat, ist schon sehr ungewöhnlich. Noch nicht mal das Verhältnis zwischen Mannschaft und inzwischen Ex - Coach war angespannt. Vor fünf Tagen wollte Hertha BSC den Vertrag mit Babbel noch unter allen Umständen verlängern. Der lehnt ab und bekam nach der Devise „ Wer nicht unser Freund ist, ist unser Feind“ den Laufpaß. Es ist schon ein Spaß, wie das Berliner Management nach Babbels Absage den enttäuschten Liebhaber gab. Präsident Werner Gegenbauer rückte den Übungsleiter in die Nähe von Baron Münchhausen, der daraufhin returnierte, nicht die Unwahrheit gesagt zu haben. Da Babbel als aufrechter Typ wahr genommen werden möchte, hat er das von den Berlinern verlangte Bekenntnis, das Hertha ein toller Verein wäre, auch vermieden. Was zwischen Manager Michael Preetz, Markus Babbel und Werner Gegenbauer nun genau in welcher Reihenfolge abgesprochen war, wissen nur sie selbst. Laut Kicker ist Babbels Version recht wahrscheinlich. Auffällig ist auch, dass schon die Trennung von Lucien Favre vor zwei Jahren ähnlich peinlich in der Öffentlichkeit verlief.

Eingefleischte Herthafans, selbst die gibt’s es, bekamen parallel die Schreckensnachricht, dass Michael Skibbe BSC übernehmen soll. Letzte Erinnerung an ihn ist der Niedergang von Eintracht Frankfurt. Schon macht sich Angst breit, dass die sportlich gut Hinrunde schnell nur noch Makulatur ist. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge kann schnell aufgebraucht sein.  Zudem ist Skibbe ein Schalker Eigengewächs, für Herthaner grundsätzlich ein Makel.

12.12. Augsburg mopst sich

Eigentlich war es von Anfang an klar, der FC Augsburg steigt sofort wieder ab. Eine Ansammlung von woanders aussortierten Spielern, kaum entwicklungsfähige Talente und fehlende Begeisterung im Umfeld. Es gab kein Anzeichen für Zuversicht. In den Heimspielen konnte noch ab und zu ein Punkt gerettet werden. Allerdings gegen Kontrahenten, die besiegt werden müssen will man den Abstieg vermeiden. Bei Auswärtsspielen stand der Aufsteiger ängstlich und harmlos zum Abschuß bereit. Kurz vor Abschluß der Hinrunde muß man hingegen konstantieren, die Mannschaft ist an der Aufgabe gewachsen. In der Tabelle ist Augsburg zwar noch auf einem Abstiegsplatz, das Team wirkt jedoch viel mutiger, entschlossener. Entscheidend für den Reifeprozess ist wohl der glückliche, knappe Sieg Mitte Oktober in Mainz. Da hat der Aufsteiger wohl gemerkt, dass er in der Bundesliga mithalten kann. Gegen Spitzenmannschaften wie  Bayern, Stuttgart, Schalke gab es zwar immer wieder Niederlagen, doch selbst diese waren eher unglücklich, nur der individuellen Qualität von Spitzenspielern zuzuschreiben. Kein Vergleich mehr mit der Unterlegenheit aus den Partien gegen Leverkusen oder Dortmund. Die Krönung der Entwicklung ist der 1:0 Heimsieg über Borussia Mönchengladbach. Dies könnte der „big point“ sein, der vielleicht auch eine tragfähige Begeisterung herstellt, die über den Schlusspfiff hinausreicht. Klar, der FCA hat immer noch einen der schlechtesten Spielerkader der Liga, ist immer noch Abstiegskandidat Nummer Eins. Doch die Chancen auf den Klassenerhalt sind derzeit wesentlich höher als im September. Geist, Form und Einsatz können zumindest über eine Saison Klasse kompensieren.


05.12. „Wetten Dass...“ beim DFB

Am Wochenende hat DFB-Chef Theo Zwanziger etwas überraschend bekanntgegeben, dass er sein Amt Ende 2012 niederlegt. Nun wird eilig ein Nachfolger gesucht. Als Klein - Doofie glaubt man ja so ein Posten müsse demokratisch gewählt werden. Beim Fußballverband wird der künftige Präsident in Sitzungen und Gesprächen ausbaldowert und anschließend bei irgendeiner „Wahl“ mit 98 Prozent Zustimmung ins Amt gejubelt. Bislang sind öffentlich als Kandidaten Ex-VfBler Erwin Staudt, DFL Chef Reinhard Rauball und DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach ins Gespräch gebracht wurde. Mal sehen ob die ambitionierten Herren sich untereinander einigen oder ob es eine Hängepartie wie bei der Thomas Gottschalk Nachfolge für „ Wetten Dass..“ wird. Soweit zur sozialistischen Demokratie.

Anderer Aufreger des Wochenendes ist die EM-Auslosung mit den Gegnern Niederlande, Portugal und Dänemark für das DFB-Team. So schlimm wie allgemein behauptet ist diese Zusammenstellung jedoch nicht. In der Gruppenphase sind Ausrutscher durchaus erlaubt, die anderen Mannschaften nehmen sich untereinander ebenfalls die Punkte weg. Der Tabellenzweite zieht ebenfalls ins Viertelfinale ein, eine Niederlage kann ohne Schaden einkalkuliert werden.  Weiter hat Deutschland sogar richtig Glück, im ersten K.O. - Spiel trifft man auf einen vermeintlich leichten Gegner der Polen/Griechenland/ Russland/ Tschechien - Gruppe. Schwupps, steht das DFB-Team im Halbfinale und dort rausfliegen ist keine Blamage. Verläuft das Turnier ohne größeren Überraschungen trifft die Löwtruppe erst im Finale auf die Titelfavoriten Spanien oder Holland. Eine leichte Vorrundengruppe und anschließend ein Viertelfinale gegen Spanien, England oder Niederlande wäre viel schlimmer gewesen.

28.11. Dresden soll nicht heulen

Aufgrund der Vorkommnisse beim Pokalspiel in Dortmund wurde Dynamo Dresden für den nächsten DFB-Pokal-Wettbewerb gesperrt. Das Lamento der Dynamo-Offiziellen ließ nicht lange auf sich warten. Da wird gleich wieder rumgemault, dass dieses Strafmaß unangemessen wäre. Unterschwellig glaubt man sich einer „Ostfeindlichkeit“ beim DFB ausgeliefert. Dynamo sollte lieber überlegen warum man seit Jahrzehnten einen Teil der eigenen Anhänger nicht in den Griff bekommt. Es ist ja nicht die erste Strafe die Dresden aufgebrummt bekommt. Bislang hat sich kaum was gebessert. Inwieweit der Auftritt in Dortmund schwerwiegender war als andere zuvor soll hier nicht beurteilt werden. Die Häufigkeit an „Vorfällen“ erfordert irgendwann mal ein höheres Strafmaß als den erhobenen Zeigefinger, Betrag X und der Mahnung „nicht noch mal“.

Fast jeder, der mit Vereinsschal und Käppi am Wochenende Zug fährt, hat sein Negativerlebnis mit Dynamofans hinter sich (Auswärtsfahrer in Dresden sowieso). Du kannst dich mit Kölnern, Magdeburgern oder Hannoveranern usw. foppen oder schlicht ignorieren. Dresden hat immer ein Assikind dabei welches nervt. Da werden selbst Rentnern, die zum Eishockey gehen Schals abgenommen. Das Schlimme daran, die älteren Anhänger, die Einfluß auf verdrehte Jugendliche hätten, greifen nicht ein. Genau diese friedlichen aber wegschauenden Dynamoanhänger werden von der Spielsperre besonders getroffen. Entgeht ihnen doch eine Partie auf die sie sich freuen. Zumindest dies ist doch ein Grund, in der eigenen Gemeinde selbst reinigend zu wirken. Das bisherige Maß der Geldstrafe scheint den Fan nicht zu treffen, die zahlt der Manager, ist Papierkram.

Nebenbei, die  Dynamos trugen in Dortmund „ Europa wir kommen“ Träumer-Shirts. Falls inzwischen nicht verjährt oder amnestiert, steht im Europapokal immer noch die Sperre vom abgebrochenen Cupspiel gegen Roter Stern Belgrad 1990 offen.

20.11. Die Spannung lebt auf

In den letzten Wochen hatte sich schon angedeutet, dass Borussia Dortmund bei Bayern München reelle Chancen auf den Sieg hat. Mit dem verdienten 1:0 Auswärtserfolg ist das Rennen um die Deutsche Meisterschaft für die nächste Zeit wieder offen. Nach Schwierigkeiten in der Anfangsphase dieser Saison ist der amtierende Meister wieder in der Lage, den Gegner platt zu laufen. Nun muß jedoch unbedingt der nächste Schritt erfolgen. Im Europapokal spielte die Borussia bisher erbärmlich. Hier können sie von den Bayern lernen wie entscheidende Spiele clever abgehakt werden. Die Dortmunder flogen letztes Jahr in der Euroleage schon in der Gruppenphase raus. In der laufenden Champions – League war es ebenfalls nicht doll. Dabei hatten die Dortmunder als Insasse des schlechtesten Topfs Glück bei der Auslosung. Ein mageres 1:0 gegen Olympiakos Piräus, ein Glücksschuß zum 1:1 gegen Arsenal London ist bislang arg wenig. Das Rückspiel diese Woche in London ist eine gute Gelegenheit mal den „Big Point“ zu setzen. Arsenals Ruf ist besser als das aktuelle Leistungsvermögen. Mit der Konzentration, Spielanlage und Laufbereitschaft wie in München sollte endlich auch international Klasse gezeigt werden.
Die Bundesligapause gab Gelegenheit, sich mal andere Länderspiele anzusehen. Was da teilweise an Gewürge geboten wurde, lässt einen als Bundesligazuschauer fast privilegiert fühlen. Selbst Mannschaften wie Nürnberg, Mainz oder Freiburg haben eine bessere, modernere Idee vom Fußball als die Türkei oder Kroatien.

07.11. Uwe Seeler wird 75

Einer der Ehrenspielführer der Deutschen Nationalmannschaft, Uwe Seeler, ist jetzt 75 Jahre alt geworden. Obwohl ihn von den unter 50-jährigen kaum einer ihn mehr spielen sah, ist Seelers Popularität ungebrochen. Dies liegt neben seiner sportlichen Leistung, an der Verkörperung der Werte, die Fans heute noch schätzen. Kampfeswille, Einsatzbereitschaft und eben Hingabe und Treue zum eigenen Verein. Bei den Seelers hat nicht nur Uwe, sondern vorher Vater Erwin und Bruder Dieter für den Hamburger SV gekickt. „Uns Uwe“ zeigt, dass der kurzfristige Verzicht auf Millionenverträge sich langfristig montär auszahlen kann. Da er für Bodenständigkeit steht, eine gewisse Glaubwürdigkeit besitzt, allerorten Respekt genießt, ist er auch heute noch für die Werbung interessant. Man kann lange grübeln wer aus der heutigen Spielergeneration in 30 oder 40 Jahren noch als Vorbild in Ehren gehalten wird. Der Schluß: Niemand.

Als Beispiel halten die Weltmeister von 1990 her. Lothar Matthäus belustigt das Volk mit seinem Privatleben und der Suche nach einem Trainerjob. Nicht nur er ist der Schrecken jedes Fans. Auch bei Guido Buchwald, Olaf Thon oder Jürgen Kohler zuckt jeder, „nur nicht den bei uns als Trainer“. Thomas Berthold, Pierre Littbarski bzw. Thomas Häßler sind bestenfalls in Witzen präsent. Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. In der Neuzeit reden sich Oliver Kahn oder Mehmet Scholl als Experten zum Gespött des Publikums. Der aktuelle Kapitän der Nationalmannschaft, Philip Lahm, kann an seinem Vorgänger Michael Ballack sehen, wie schnell Hofberichterstattung in Häme umschlägt. Da können die heutigen millionschweren Stars Welt- oder Europameister werden, den Status eines Volkshelden wie Fritz Walter oder Uwe Seeler werden sie nie erreichen.

31.10.  Der Zaster liegt an der Spitze

Ein Drittel der Saison ist absolviert, die Tabelle bekommt eine gewisse Relevanz. Zeit für erstes Lob und Tadel. Der Zwischenstand sieht, mit wenigen Ausnahmen, aus wie das Ergebnis eine Volksumfrage. An der Spitze liegen die berühmten, beliebten und demzufolge finanzstarken Vereine. Im Mittelfeld tummeln sich die zuschauerstarken Traditionsvereine und die alimentierten Plastikklubs. Das Ende zieren die „Grauen Mäuse“ denen es an Geld und damit guten Spielern fehlt.

Applaus verdienen deshalb erst mal die Teams, die mehr als die Prognose aus sich herausholen. Kein Weg führt dabei an Borussia Mönchengladbach vorbei. Letztes Jahr gerade so nicht abgestiegen, halten sich die Fohlen bislang konstant im vorderen Tabellendrittel. Selbst Rückschläge werden immer wieder aufgefangen. Bei Gladbach sieht man wie wichtig eine sichere Abwehr für den Erfolg ist. Der lieber „5:4 statt 1:0“- Spruch ist populistischer Humbug. Im Einzelfall ist solch ein Spiel Spektakel, bei einer normal veranlagten Mannschaft führt solch eine Spielanlage auf Dauer ins Verderben.

Ebenfalls positiv beeindruckt Hannover 96. Hier scheint eine gewisse Nachhaltigkeit entstanden, die letzte Saison war doch nicht nur Glück. Auch die „Roten“ spielen erst mal aus einer sicheren Deckung. Wie sie bei Ballbesitz dann auf höchstes Tempo umstellen ist beeindruckend. Auch die Zusatzbelastung mit dem Europapokal macht sich noch nicht negativ bemerkbar. Das Weiterkommen gegen den FC Sevilla, ist da ebenfalls als großen Erfolg zu werten. Da Hertha BSC als Aufsteiger ist vor allem auswärts erstaunlich stark. Im heimischen Olympiastadion haben die Hauptstädter hingegen Probleme bei der Spielgestaltung. Da die Herthaner noch einen großen Namen haben, treten die Kontrahenten eben defensiver auf als bei einem normalen Aufsteiger.

Der andere Neuling in der Liga steht wie erwartet auf einem Abstiegsplatz. Derzeit ist es nicht vorstellbar, dass dieser noch verlassen wird. Verblüffend ist die geringe Begeisterung in Augsburg. Da wird das erste Mal überhaupt Bundesligafußball geboten und das Publikum ist nicht der Faktor, der dem Gegner Angst einflößt oder mal mit viel Geschrei einen Elfmeter herausholt. Freiburg und Mainz sind natürliche Abstiegskandidaten, hatten letztes Jahr ihre Glückssaison. Das ist jetzt vorbei. Gerade Mainz nervte letztes Jahr mit seinem Habitus als Modernerer des Spiels. Ihren sagenumwobenden „Matchplan“ haben sie wohl im alten Stadion vergessen. Dass der Hamburger SV die Enttäuschung des Jahres ist, wurde hier schon hinlänglich beschrieben.

24.10. Für „Passives Abseits“ im Fußball

Aufgrund strittiger Situationen wurde in den letzten Wochen das „passive Abseits“ als Feindbild erkoren. Inzwischen werden die Stimmen lauter, welche die Abschaffung dieser Regelung fordern. Zurück zum althergebrachten „Abseits ist Abseits“ und wird sofort gepfiffen. Ein Trugschluß, der dem modernen Spiel nicht mehr gerecht würde. Der Spielfluß würde häufig unnötig unterbrochen werden.

Als Erinnerung an die alte Abseitszeit. Angriff abgewehrt, die Stürmer sind die langsamsten in der Rückwärtsbewgung. Nun wird im Mittelfeld der Ball verloren. Der jetzt ballbesitzenden Mannschaft wird der Angriff weggepfiffen, da irgendein Stürmer fernab des Spielgeschehens im Abseits steht. Dies war damals ein extremes Ärgernis. Da diese Regelung in einer Zeit galt, als noch mit Libero gespielt wurde, eine offensive Verteidigung samt Ballereroberung noch die Ausnahme war, kam diese Situation im Spiel nicht so häufig vor. Trotzdem war die Einführing des „passiven Abseits“ ein Segen, hat es doch die Geschwindigkeit und den Fluß einer Partie erheblich erhöht.

Heute, wo die Abwehrreihen bei eigenem Ballbesitz geschlossen vorrücken, stehen die langsamer nachrückenden Stürmer ständig im Abseits. Mannschaften, die intelligent und offensiv verteidigen würden bei Ballbesitzwechsel bestraft. Der Streitpunkt ist natürlich nicht dieser klare Fall von „ passiven Abseits“, nur würde es eben diesen auch nicht mehr geben, das Spiel würde an Fluß verlieren. Es gibt immer Grenzfälle, wo nicht klar entschieden werden kann, ist der abseitstehende Spieler schon aktiv am Geschen beteiligt oder nicht. Das muß der Schiedsrichter möglichst richtig entscheiden, dafür ist er da. Das Problem mit den Ermessenspielräumen gibt es ja nicht nur im Fußball, sondern immer im fließenden Spiel zweier Mannschaften mit Körperkontakt. Eishockey oder Basketball mögen andere Sportarten mit anderen Regel sein, Aufregung über die Regelauslegung gibt es auch dort.


17.10. Mein Verein ist wichtiger als Deutschland

Endlich ist die Unterbrechung der Bundesliga vorbei. Deutschlandspiele ohne sportlichen Anreiz sind kein Ersatz für für das alltägliche Ligageschehen. Egal in welcher Klasse. Die Ansammlung seelenloser Karriereisten (Ausnahme Podolski) lässt nicht mehr mitfiebern. Das sportliche Können ist anzuerkennen und steht außer Frage. Nur, können zigfach geklonte glatte Oliver Bierhoffs einfach nicht begeistern. Zudem repräsentiert die Nationalmannschaft mehr oder minder mit Bayern München einen Verein und nicht mehr die Gesamtheit der Bundesliga. Wer Lahm, Gomez und Konsorten wöchentlich einen Klumpfuß wünscht, kann eben nicht von Samstag auf  Dienstag die Emotionen umpolen. Wenn die Liga in der Pause ist, eine Welt-oder Europameisterschaft stattfindet,  ist dies einfacher.


Immerhin hat sich der Hamburger SV zu so einem lustigen Verein entwickelt, dass die Pause unterhaltsam blieb. Jetzt wird Thorsten Fink neuer Trainer, der FC Basel bekommt für ihn eine Ablöse. Rausgeschmissenes Geld, der wird doch sowieso früher oder später entlassen. Erinnert an Bruno Labbaddia, da haben die Hamburger an Leverkusen eine Million Euro gezahlt und der jetzige Stuttgart-Coach hat nicht mal eine Saison ausgehalten. Man wünscht es dem HSV, dass er mal zur Ruhe kommt, die seit Jahren angestrebte Kontinuität Realität wird. Allein, es fehlt der Glaube. Wer zehn Jahre lang die Trainer heuert und genauso schnell feuert, der hat es schwer beim Beobachter Vertrauen  zu entwickeln. Mit dem 2:1 Sieg beim SC Freiburg wurde der Anschluß an die übrigen Mannschaften gehalten. Fink erhält keine aussichtslose Aufgabe, die Rothosen sollten unter normalen Umständen den ersten Abstieg aus der Bundesliga (der Vereinsgeschichte?) vermeiden.



29.08. Ramschware
 

Im Bekanntenkreis redet man viel über Fußball. Beim VfL Bochum ist die Innenverteidigung katastrophal, der HSV muß vielleicht gegen St.Pauli in die Relegation, Raul ist größer als Schalke. Von Philipp Lahm keine Spur. Dortmund hat in der Champions-League Auslosung richtig Glück gehabt, Viktoria Plzen mit Barcelona und AC Mailand ebenfalls. Endlich spielt der SSC Neapel wieder in Deutschland. Außerdem braucht Babelsberg Siege statt ständiger Unentschieden, Eintracht Braunschweig könnte durchmarschieren und den Berliner AK im renovierten Poststadion sollte man auch mal besuchen. Vom selbsternannten Kapitän der Nationalmannschaft kein Wort. 


Kaum macht man jedoch das Radio oder den Fernseher an, erschlagen einen Berichte und Kommentare dass der kleine, blasse Außenverteidiger ein Buch herausbringt. Das Kampfblatt des vermeintlichen Massengeschmacks bringt Vorabdrücke welche medial heiß diskutiert werden. Man registriert es und denkt, da muß noch was kommen. Wo ist der Bruch in der Biographie, das Besondere, das Erwähnenswerte? Eine behütetete, sorglose Kindheit ist jedem Menschen zu gönnen, jedoch keine Erwähnung wert.  Was soll der dröge Typ schon erlebt haben außer Eis essen, (Benjamin)Blümchen hören und Fahrrad fahren. Da ist keine spannende Lebensgeschichte wie bei Lira Bairamaj (Bürgerkriegsflüchtling) oder Paul Gascoigne (Alkoholiker), es werden keine Tabus gebrochen wie bei Toni Schumacher (Doping) oder Rene Schnitzler (Wettmafia).

 

Lahm hat nicht mal im Ausland gespielt, bislang nicht die sportlichen Erfolge erreicht, die er sich selbst erhofft. Weder Welt-oder Europameister, nicht mal Europapokalsieger, verpetzt er Fehler ehemaliger Trainer und hebt den aktuellen Bundestrainer in den Himmel. Einzige Erkenntnis aus der Berichterstattung, der quäkende Kapitän ist nicht nur langweilig, sondern auch von zweifelhaftem Charakter.


So wird im Freundeskreis weiter über durchaus hanebüchenen Fußballthemen palavert, das Buch kommt Niemanden ins Haus. Da amüsieren wir uns lieber über die Eskapaden von Lothar Matthäus.

 


22.08. HSV - Ruhe bewahren

Auf den Hamburger SV stürzt es derzeit ein wenig ein. Der Verein orientiert sich in seiner fußballerischen Gesamtheit neu. Pech, dass die Nordddeutschen in dieser Situation von der DFL einen extrem ungünstigsten Saisonauftakt zugewiesen bekommen haben. Auswärtsspiele in Dortmund und München sind schon für eine eingespielte Mannschaft selten von Erfolg gekrönt. 0:5 bei den Bayern ist deftig, letztes Jahr verlor der Traditionsklub mit einem erheblich erfahreneren Team gar mit sechs Toren Unterschied. Der HSV braucht Ruhe, Zeit, Geduld. Mit den Abgängen von Mathijsen, Pitroipa, Trochowski, Rost, van Nistelrooy, Ze Roberto ging zwar nicht immer Charakter aber eine Menge Qualität und Erfahrung. Die talentierten Neuzugänge  können dies noch in keiner Weise auffangen. Da ist selbst ein Aufsteiger wie Hertha BSC eine hohe Hürde, wo der Heimsieg in letzter Minute durch  einen individuellen Fehler flöten ging. Eine andere Chance als einen kontinuierlichen, langfristigen Aufbau mit kostengünstigen Spielern haben die Hamburger nicht. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende, Medienliebling Bernd Hoffmann, hat einen Scherbenhaufen hinterlassen. Merchandise- und Spielerrechte sind teilweise verpfändet, ständige Trainer- und Konzeptwechsel ließen nie ein erfolgsträchtiges Kollektiv wachsen. Der HSV kann froh sein, dass sich die Fans und Mitglieder immer verantwortlicher für den Verein fühlen, sich in die Gremien wählen lassen. Das ist nicht im Sinne profilierungssüchtiger Geschäftsleute, die das Mitwirken in einem Profiklub wie dem HSV häugig mit eigenen wirtschaftlichen Interessen verknüpfen. Dem Fan liegt das Wohl des Vereins am Herzen und fähige Rechtsanwälte oder Kaufleute sind in der Zehntausenfachen Mitgliederschaft zu finden. Die Hamburger werden wohl diese Saison im hinteren Mittelfeld landen. Dies muß jedem Anhänger bewusst sein, es kann nach den verlorenen Hoffmannjahren mit  jetzt geringerem nur langsam aufwärts gehen.  

 

15.08.11 Topzuschlag abschaffen

So schnell kann es gehen. Bis zum Sonnabend Nachmittag überschlugen sich die professionellen Beobachter mit überbordenden Lobeshymnen auf Borussia Dortmund. Der amtierende Deutsche Meister schien unbesiegbar, die Titelverteidigung beschlossene Sache und Mario Götze Messi, Maradona und Pele in einem.

 

90 Minuten später, eine Niederlage in Hoffenheim reicher, stehen die Schwarzgelben nur noch im Mittelfeld der Tabelle. Auch noch hinter dem „kriselndem“ Erzrivalen Schalke 04. Mal sehen was die Berichterstattung diese Woche den Dortmundern andichtet. Auf jeden Fall wird das 0:1 den BVB nicht umwerfen, die Euphorie der Außenstehenden haben sie ja letzte Woche als realitätsfremd eingestuft.


Untergegangen ist dabei eine erfreuliche Meldung des BVB, der sich alle anderen Vereine durchaus anschließen dürfen. Borussia Dortmund schafft aufgrund der Faninitiative „Kein Zwanni für`n Steher“ den Topzuschlag für Gästefans auf Stehplätzen ab.

 

Dies ist natürlich noch lange nicht der Idealzustand, denn Sitzplätze werden von der Regelung nicht betroffen. Zudem erhebt Borussia bei sechs Heimspielen Zuschläge. Dies bedeutet dasüber ein Drittel der Spiele als „Top“ eingestuft werden. Aber immerhin, die Stehplatzfans die ihren Club begleiten, können in Zukunft in Dortmund paar Euro sparen. Auf der anderen Seite sind es ja gerade die Dortmunder, neben Bayern und Schalkern, die bei jeder Auswärtsfahrt erhöht zu Kasse gebeten werden. Nur weil sie alltäglich ihren Verein sehen wollen. Der Heimfan kann die Zuschläge durch eventuelle Rabatte bei vermeintlich unattraktiven Gegnern kompensieren, der Auswärtsfahrer eben nicht.

 

Schlussfolgernd kann es nur eine Forderung geben. Offizielle Auswärtskontingente an Tickets dürfen nie und nirgends mit Zuschlag verkauft werden.

 

08.08. Die neuen Verlierer

 

Fünf Teams sind erwartungsfroh mit einem neuen Trainer in die Bundesligasaison gegangen. Der erfolgreichste von ihnen ist Marcus Sorg mit dem SC Freiburg. Ein 2:2 beim FC Augsburg reicht dafür schon. Der Rest, Dutt, Heynckes, Solbakken oder Stanislawski, enttäuschte seine hoffnungsvollen Anhänger zum Einstand mit Niederlagen. Kann Zufall sein, aber eben auch ein Hinweis, dass Veränderung in einem Verein Zeit braucht. Und Umgestaltung um der Veränderung willen ist des neuen Übungsleiters Lieblingssport. Ein Trainer scheint heute nicht mehr im Dienst seines Vereins zu stehen, sondern die eigene Idee, gar Philosophie darüber zu stellen. So wird grundsätzlich bei Amtsantritt alles durcheinander gebracht. Nicht das irgendwie was an vergangene Spielzeiten und deren Konzeption erinnert. Da wird sich etablierten Spielern abgearbeitet, Kapitäne neu bestimmt, die jahrelang praktizierte Taktik völlig umgekrempelt.


Bestes Beispiel ist der 1.FC Köln, der gleich mit 0:3 krachen ging. Es braucht nicht viel Vorstellungskraft, dass Coach  Stale Solbakken das Ende seiner Vertragszeit nicht erlebt. Doch braucht es eben den langen Atem der Clubführung, wenn die Spielweise neu aufgestellt wird. Nicht ganz neu ist Ralph Rangnick bei Schalke 04. Doch nutzte er die Sommerpause um dem Team den eigenen Stempel aufzudrücken. Eingesetzt werden nun vorzugsweise Spieler, die Vorgänger Felix Magath negierte. Ergebnis, planloses Gekicke welches zu einem 0:3 in Stuttgart führt.


Keine Idee hat der eher pragmatische Jupp Heynckes, ging auch schief. Nur auf die individuelle Klasse der Stars vertraut, reicht es noch nicht mal gegen Mönchengladbach. Dafür darf sich Münchens Neuer „Lügenbaron“ nach dem spielentscheidenden Fehler kräftig auslachen lassen.

 

02.08 Es geht los

Nachdem die Zweite Liga schon paar Wochen kickt, die erste Pokalrunde absolviert ist, beginnt diese Woche die Bundesliga. Traditionell steigt das Eröffnungsspiel beim Deutschen Meister. Borussia Dortmund beginnt die Saison gegen den Hamburger SV. Die Eindrücke der letzten Wochen zu Grunde legend, ein leichtes Match für den Titelverteidiger. Die Borussen überzeugten, trotz Niederlage, im Supercup gegen Schalke, lösten ihre Pokalaufgabe in Sandhausen souverän. In der Form gehören sie wieder zu den Titelfavoriten. Nur: kann der BVB die Leidenschaft gegen mittelmäßige Ligagegner halten wenn im Herbst die Champions-League begonnen hat. Da haben viele Teams schon gejammert, dass die Reisen und Erlebnisse in Europa Kraft und Konzentration kosten. Der HSV steht vor einer schweren Saison des Umbruchs. Selbst gegen den Fünftligisten Oldenburg kamen die Norddeutschen nur mit Mühe knapp weiter. Falls die Hamburger in den Abstiegskampf geraten, wäre es nicht verwunderlich.


Neben Dortmund dürfte Bayern München um den Titel mitspielen. Welch gewagte Prognose. Fakt ist, wenn der Rekordmeister es erneut nicht schafft, hat er sich gewaltig blamiert. Ausgelacht wird dann vor allem Manuel „Ich werde niemals in der Bundesliga wechseln“ Neuer und Trainer Jupp Heynckes dürfte endlich in Rente gehen. Spannend wird die Entwicklung von Hannover, Mainz und Nürnberg ablaufen. War letztes Jahr Zufall und Glück, oder wurden dort Mannschaften mit nachhaltigem Erfolg geformt. Zweifel sind zumindest angebracht, Plätze im Mittelfeld sollten als Erfolg gelten.

 

Ins Mittelfeld oder noch weiter nach vorn wollen die Fast-Absteiger Wolfsburg und Gladbach. Wolfsburg erfreute mit seinem Pokalausscheiden in Leipzig den Magath Kumpel und Red Bull Erfinder Mateschitz, doch Hannover begann letztes Jahr ebenfalls mit einer Pleite bei einem Viertligisten. Jetzt können sich die Autostädter auf die Liga konzentrieren. Gladbach stabilisierte sich schon im Frühjahr, könnte bei gleichbleibender Punkteausbeute um Platz Sechs spielen.


Unterschiedlich die Einstufung der Aufsteiger. Hertha BSC Berlin sollte sich als Rückkehrer mit vielen gestandenen Erstligaspielern im Mittelfeld platzieren. Der absolute Neuling FC Augsburg kann nur auf Begeisterung, mannschaftliche Geschlossenheit und Probleme bei anderen Mannschaften hoffen. Das Team ist durchweg klassischen Zweitligaspielern besetzt, beim FC St.Pauli war dies letztes Jahr auf Dauer zu wenig.

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