
Kreta
- 20. Mai 1998. Der Friedhof von Maleme auf der Höhe 107. Ein Treffen
ehemaliger Wehrmachtssoldaten. Gedenkfeier für die gefallenen
Kameraden.

Die
meisten von ihnen gehörten zur Eliteeinheit der Fallschirmjäger, die
vor 57 Jahren über der Mittelmeerinsel absprangen. Tausende Soldaten in
Hunderten von Flugzeugen griffen in den Morgenstunden des 20. Mai 1941
Kreta an. Mit dieser "Operation Merkur" wollte sich Hitler die
Vorherrschaft über dem Mittelmeerraum sichern.

Kreta
- 20. Mai 1998. Der Friedhof von Maleme auf der Höhe 107. Ein Treffen
ehemaliger Wehrmachtssoldaten. Gedenkfeier für die gefallenen
Kameraden.

Die
meisten von ihnen gehörten zur Eliteeinheit der Fallschirmjäger, die
vor 57 Jahren über der Mittelmeerinsel absprangen. Tausende Soldaten in
Hunderten von Flugzeugen griffen in den Morgenstunden des 20. Mai 1941
Kreta an. Mit dieser "Operation Merkur" wollte sich Hitler die
Vorherrschaft über dem Mittelmeerraum sichern.
Sprecher (NS-Wochenschau):
"Das Einsatzziel ist erreicht. Die Fallschirmjäger springen in dichten
Gruppen ab. Hunderte von Fallschirmjägern zwischen Himmel und Erde. Ein
weiterer Flugplatz ist zu nehmen."
Tausende Soldaten liessen bei dieser wohl grössten Luftlandeoperation
der Kriegsgeschichte ihr Leben. Zu den Opfern gehörte aber auch die
griechische Zivilbevölkerung - Frauen, Kinder und Greise.
Der kleine Ort Kandanos in den kretischen Bergen. Wenige Tage nach der
Landung im Mai 1941 stiessen deutsche Truppen hier auf militärischen
Widerstand. Als Vergeltung zerstörte die Wehrmacht den ganzen Ort.
Heute leben nur noch wenige Augenzeugen, die berichten können was
damals geschah. Ioannis Papailiakis und Konstantinos Vardalakis zum
Beispiel. Sie waren damals 17 und 12 Jahre alt.
Konstantinos Vardalakis:
"Da
kam eine Spezialeinheit mit Benzinkanistern und hat die Häuser
besprüht. So wie dieses Haus mit dem roten Dach, das sie mit Dynamit
zerstört haben. Und dann ein anders Haus ebenso. Bis heute sieht man
die Folgen."
Ioannis Papailiakis:
"Es gab auch Menschen, die es nicht geschafft hatten vor den Deutschen
zu flüchten. Es waren ältere Menschen. Einen Bekannten von mir haben
sie aufgehängt. Und eine Frau deren Haus gerade brannte, haben sie
gepackt und hineingeworfen. Das haben wir selbst erlebt."
Dörfer auf Kreta hat die deutsche Wehrmacht, haben deutsche Fallschirm-
und Gebirgsjäger, dem Erdboden gleichgemacht. Viele der griechischen
Bewohner wurden exekutiert. In Kandanos sind die Spuren der Zerstörung
bis heute noch zu sehen.

Nur
zehn Kilometer entfernt erinnern Deutsche auf ihre Art an die
"Operation Merkur". Auf Bundeswehrkosten wurde eine neue Gedenkplatte
von Deutschland nach Kreta geflogen und dort von einem Hauptmann der
Bundeswehr aufgestellt. Auf ihr wirft ein Wehrmachtssoldat eine
Handgranate nach dem Feind. Sogar von Grossdeutschland ist wieder die
Rede. Die Erinnerung an die "Operation Merkur" ist bis heute ein
lebendiges Stück Tradition innerhalb der Bundeswehr.

Das
Denkmal des II. Sturmregiments im westkretischen Urlauberort Chania.
Mitten im Krieg setzte die Wehrmacht 1941 ihren Helden der "Operation
Merkur" ein pathetisches Monument. Das Denkmal ist auch heute noch ein
Wallfahrtsort für alte, aber auch junge Soldaten, die den Geist von
Hitlers Fallschirmjägern lebendig halten wollen.

23.
Mai 1998, Treffen des "Bundes deutscher Fallschirmjäger" im Schatten
des Wehrmachtsdenkmals. Mit dabei hohe Offiziere der Bundeswehr, einige
davon im Ruhestand. Unter anderem Brigadegeneral Fritz Eckert,
Kommandeur der 1. Luftlandedivision in Bruchsal und Oberst Rohde. Bis
März `98 noch stellvertretender Kommendeur der Luftlande -
Lufttransportschule im bayerischen Altenstadt und Ausbilder fuer junge
Fallschirmjäger.
Rudolf Witzig
(Bund Deutscher Fallschirmjäger):
"Die Anlage wie wir sie hier sehen, die Treppen, die Bäume sind alle
von Veteranen, von deutschen Fallschirmjäger angelegt worden. ...
Mittlerweile helfen daran nicht nur die alten Kriegsveteranen,die ja so
alt sind wie wir uns hier ja herum befinden. Sondern es gibt auch viele
junge deutsche Fallschirmjäger, sogar aktive, die auf dem Friedhof
Malemes und auch hier helfen die Anlage in Stand zu halten".
Der "Bund deutscher Fallschirmjäger" ist nicht nur ein Zusammenschluss
ehemaliger Kameraden. Unter seinen rund 4000 Mitglieder befinden sich
zahlreiche aktive Bundeswehrsoldaten. Bis ins nächste Jahrtausend hat
man das Gelände des Denkmals auf Kreta gepachtet -
Traditionsverständnis der besonderen Art.
OFF: "Der Adler atmet sozusagen"
"Der Adler atmet sozusagen", auf einem Denkmal der Wehrmacht gepflegt und instandgehalten von der Bundeswehr.

Die
Fallschirmjäger der Luftlandebrigade 26 aus dem Saarland, hier bei
einem öffentlichen Gelöbnis. Für Verteidigungsminister Volker Rühe hat
diese Vorzeigeeinheit der Bundeswehr schon so manchen Auslandseinsatz
in jüngster Zeit absolviert.
Sie sind es aber auch, die Jahr für Jahr mit einer Bundeswehrmaschine
nach Kreta fliegen, um dort das Wehrmachtsdenkmal zu pflegen.

Doch
damit nicht genug. Aktive Bundeswehr-Kommandeure der Luftlandebrigade
26 reisen regelmässig zur sogenannten "Führerweiterbildung" auf die
Mittelmeerinsel. Zuletzt im August `97. In der Vereinszeitschrift des
"Bundes deutscher Fallschirmjaeger" berichten sie ausführlich von ihren
Erlebnissen.
ZITAT:
"Ziel
dieser Weiterbildung war, die jungen, heute verantwortlichen Führer der
Fallschirmjägertruppe vor Ort mit der eigenen Militärgeschichte zu
befassen. Im Zentrum stand deshalb das Unternehmen "Merkur", das im
Gelände, insbesondere in den Räumen um Marleme und Chania sehr
anschaulich nachvollzogen werden konnte."
Henning Glawatz
(Kommandeur Luftlandebrigade 26):
"Ich gehe davon aus, das das so wie wir es gemacht haben, und was wir
dort getan haben überhaupt nicht angreifbar ist. Es geht da nicht um
irgendeine Heldenverehrung, um Heldengesänge die wir da gemacht haben,
sondern eine reine Aufbereitung der militaerhistorischen Fakten dieser
Schlacht, wie sie das Schlachtfeld von Austerlitz besuchen können oder
das Schlachtfeld von Waterloo."
Diese Art der militär- und kulturgeschichtliche Weiterbildung auf Kreta
organisierte die Bundeswehr. Sie stellte auch das Transportflugzeug zur
Verfügung, das die Kommandeure auf die Mittelmeerinsel brachte. All
dies zahlt der deutsche Steuerzahler.
ZITAT:
"Begegnungen mit ehemaligen deutschen Fallschirmjägern ermöglichten
denkwürdige Einblicke in die damaligen Kriegshandlungen und wertvolle
Erkenntnisse für die jüngere Generation."
Henning Glawatz
(Kommandeur Luftlandebrigade 26):
"Die Tradition ist natürlich heute immer Selektion. Man muss sehr
sorgfältig auswählen was man den Soldaten von heute noch vermitteln
kann als traditionswürdige Werte, und ich glaube, dass wir das auch
tun".

Traditionspflege
auch in der Franz-Josef-Strauss-Kaserne im bayerischen Altenstadt - der
Ausbildungsstätte bundesdeutscher Fallschirmjäger. Auf den
Strassenschildern in dieser Kaserne stehen nach wie vor die Namen von
Wehrmachtsgeneraelen wie Bräuer und Student. Ihre Einsatzbefehle
bestimmten den Verlauf der "Operation Merkur". Sie waren
mitverantwortlich fuer die Greuel an der Zivilbevölkerung. Namen, auf
die man heute in Teilen der Bundeswehr offenbar noch stolz zu sein
scheint.
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Ein Film von Fred Kowasch
Kamera: Daniel Lohmann
Kennzeichen D - 1998