Vor fünf Jahren: 'Heldenstadt Anders' - Der Festivalfilm (137 min, interpool.tv, 2020)
Drei Tage AUSVERKAUFT. Unzählige Biers, Umarmungen. Tränen der Freude, Pogo, gute Laune. Dazu Bands, die mehr als drei Jahrzehnte nicht mehr zusammen auf der Bühne gestanden haben. Punk, NDW, Noice, Heavy Metal .... Dass Leipziger 'Heldenstadt Anders Festival' im Leipziger UT Connewitz war ein voller Erfolg! Die - mehr als zweistündige - Doku zeigt Ausschnitte aller Auftritte. Sie blickt auch hinter die Kulissen dieses einmaligen Ereignisses aus dem September 2019.
Line Up (Tag 1): HerT.Z., Kulturwille, Mad Affaire, Die Zucht Line Up (Tag 2): The Huck, 0815, Dilletannten feat. Karl Heinz, Gelee Royal, Der Schwarze Kanal, Pfft...Projekt KNPL Line Up (Tag 3): Schmerzgrenze, The Real Deal, Trübkraft Umsonst, Unklar, Zorn, Neu Rot, Confused Trail
Unsere Reportage über die Berliner Streetgang 'Schlesi Warriors'. Gedreht im Mai 2002 im Kreuzberger Wrangelkiez, im Neuköllner Schillerkiez und auf dem Rummel in der Hasenheide. Ausgestrahlt am 19. Juni 2002 um 21 Uhr in der Sendung zdf.reporter. Moderiert von Steffen Seibert. Millionen sahen zu. Einer unser zehn besten Filme.
Seitdem der Film auf YouTube steht, haben ihn noch einmal 1,4 Mio angeklickt. Immer wieder gab es Fragen, was aus den Protagonisten von damals geworden ist. Den Wunsch, das gesamte Drehmaterial zu sehen. Dem Wunsch kommen wir jetzt nach. Jeden Donnerstag um 18:00 Uhr gibt es auf YouTube eine Drehkassette. Sechs sind es insgesamt. Direkt und unverfälscht. Viel Spaß mit den Eindrücken von vor zwei Jahrzehnten. Und schreibt ruhig was in die Kommentare.
Polen in den 80er Jahren. Es gilt Kriegsrecht. Zwei Jugendliche - übermütig - wollen ihren erfolgreichen Abiturabschluss feiern. Geraten in eine Polizeikontrolle, müssen mit aufs Revier. Dort wird einer von ihnen so heftig zusammengeschlagen, dass er in Folge stirbt.
Der Fall wird international bekannt, als die BBC darüber berichtet. Zur Beerdigung kommen Zehntausende. Die der bekannte polnische Priester Jerzy Popiełuszko organisiert. Währenddessen ist der einzige Zeuge der Vorfälle auf der Polizeistation abgetaucht. Es beginnt ein Martyrium für ihn. Denn er will - trotz massiver Einschüchterung der Behörden - für seinen Freund vor Gericht aussagen.
Ganz starker, aber auch heftiger Film. Nach der wahren Geschichte von Grzegorz Przemyk. Was eine Diktatur Menschen antut, wie sie sie zu Krüppeln macht. Den Film gibt es (leider) nur mit deutschen Untertiteln. Am Besten in der Originalsprache ansehen. Noch bis 19. Dezember 2024 auf arte.
Er hat Greenpeace mitgegründet. Sich später von ihnen abgewandt, weil sie ihm nicht mehr radikal genug waren. In der Folge gründete der Kanadier Paul Watson 'Sea Shepherd'. Eine militante Tierschutzorganisation auf See, die sich für Wale, Thunfische und andere Meeresbewohner stark macht. Die durchaus auch mal andere Schiffe angreift, um sie am Fischen zu hindern.
Der Dokumentarfilm 'Paul Watson - Schützer der Meere' ist eine Hommage an den Gründer der Organisation. Er beginnt mit phantastischen Unterwasseraufnahmen, die sich durch den gesamten Film ziehen. Zeigt, mit welchen Aktionen Greenpeace entstand, welche Rolle Paul Watson dabei spielte. Wie erfolgreich 'Sea Shepherd' bis heute ist. Ausführlich kommt der Canadier zu Wort. Aber - fast nur er.
Und dies ist ein Manko dieses Werkes. Irgendwann scheint Regisseurin Lesley Chilcott die Distanz verlassen zu haben. Mutiert sie zum Fangirl. Was andere über Watson denken, was sie von seinen umstrittenen Aktionen auf See, von dem fast sektenhaften Leben an Bord seiner Schiffe halten, wird nicht thematisiert. Schade. Trotzdem - Ansehen. 95 Minuten engagierte Zeitgeschichte. Bis zum 25. Januar 2025 auf arte.
BERLIN UTOPIEKADAVER AKTUELL im Kino. Über eine Szene in Auflösung:
Thematisiert wird die Räumung des Köpi Wagenplatz, des Drugstore in der Potse, dem Syndikat in Neukölln. Ein Abgesang auf eine Szene, die einst in Berlin sehr präsent wirkte. Dem Regisseur ist es immerhin gelungen, Protagonisten der Szene unverschleiert vor die Kamera zu bekommen. Da es außer ihnen keine anderen Stimmen im Film gibt, wirkt das Werk einseitig. Kann man machen. Oder auch lassen. Jeder, wie er will .... Immerhin: dass Thema Militanz/Gewalt der Szene wird ausgespaart. Der Dokumentarfilm lief schon einmal im ZDF-Nachtprogramm. War online einige Woche unter dem Label: 'Das kleine Fernsehspiel' verfügbar. Und: er hat seine Längen. Trotzdem bietet er interessante Einblicke in andere Lebensentwürfe, Lebensstile. Allein schon deshalb ist er sehenswert.
DIRECT ACTION Demnächst im Kino. Mehr als drei Stunden Einblicke in die militante französische Umweltszene:
Über diesen Film sind bisher wenige Filmausschnitte bekannt. Genau: Einer. Darin laufen Umweltschützer eine Anhöhe hoch. Der Dokumentarfilm lief bisher im Programm der Berlinale 2024, bekam da auch einen Preis. Da die Regisseure die Situation für Pro-Palestinensischen Statements und Aktionen nutzen, gerieten sie in Deutschland in die Kritik. Wann der Film im Kino läuft - noch unklar. Verraten sei: er ist mehr als drei Stunden lang. Im Film zu sehen - wie man Eierkuchen brät. Minutenlang.
VERGISS MEYN NICHT Als Video on Demand - der Kampf um den Hambacher Forst aus der Sicht des Journalisten/Aktivisten Steffen Meyn:
Starker Film. Über das Leben im Hambacher Forst vor und während der Räumung im September 2018. Eindrückliche Einblicke in eine andere Art zu Leben. Über Widerstand bis hin zum Tod. Über Konflikte untereinander. Über Militanz/Gewalt als Mittel gegen den Staat, gegen Polizisten. Unmittelbar werden die Ereignisse vom 29. November 2017 geschildert. Als ein Kontaktcop zu den Besetzern kam, vermitteln wollte. Im Verlauf der heftig geführten Diskussion angegriffen wurde. Leider duckt sich der Film hier - in Teilen - weg. Denn: Gewalt (und der Umgang damit) war im Wald durchaus ein diskutiertes Thema. Dennoch bleiben beklemmende Einblicke über die Anwendung staatlicher Gewalt, die - so scheint es - keine Freiräume zulassen will. Räumungsargumente - wie die mangelnde Standsicherheit der Baumhäuser und den fehlenden Brandschutz - bewusst vorschiebt. Im Dokumentarfilm bringt es ein Protagonist auf den Punkt: "Es gibt ein anderes Argument warum so ein Projekt geräumt werden muss - weil sich Deutschland auch keinen autonomen Raum leisten kann."
"Laber mich nicht voll, ich sags Dir." Die Stimmung scheint nicht unbedingt blendend, bei der Fußball-WM in Katar. Da schleicht ein Spieler - verspätet - zur Mannschaftsbesprechung. Und der Bundestrainer ist außer sich. In der Kabine fällt ein blauer ein Behälter um. Ein paar Herren planschen im Pool. Eine Wade wird massiert. Dutzende Male bereits in anderen 'Inside'-Sportdokus gesehen - braucht eigentlich kein Mensch.
Auch diese Doku (4 Teile a 30 bis 40 Minuten) ist - wie ähnliche Werke zum Thema Fußball - deutlich zu lang geraten. Stellenweise sogar redundant. Das Theater um die unsägliche 'One Love'-Binde, überforderte Innenverteidiger (die bei einer WM eigentlich nichts zu suchen haben) , ein Bundestrainer der jedesmal auf Neue 'einen Hals kriegt' wenn er hunderte Kilometer zur FIFA-Pressekonferenz fahren muss. Kann man sich ansehen, muss man aber nicht. Wer allerdings die Lust am Untergang liebt, dem sei diese Doku als bizarre Sportgeschichte empfohlen.
Eine - fast zweistündige - Innenansicht der 'Alternative für Deutschland' (AfD). Beziehungsweise der Landesverbände von Berlin und Brandenburg. Regie und Kamera: Simon Brückner. Er verzichtet in seinem Werk (Stichwort 'Direct Cinema') auf jeglichen Sprechertext, auf Nachfragen und (leider) auch auf Namenseinblendungen. Entstanden ist eine Innenansicht, die sich lohnt. Intime Einblicke in den Alltag einer Partei. Ob auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene. Allerdings hat der Dokumentarfilm auch seine Längen. Wirkt in der ersten Stunde wie ein zum Film geronnener Rohschnitt. Danach zieht er merklich an. Er ist allerdings immer noch um Längen besser, als was es vorher an kommentierenden Dokus im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen gegeben hat. Noch bis 27. November 2024 in der 3.sat/ZDF-Mediathek.