Im Sinkflug: Thomas Gottschalk

von Martin Lange

Fast ein Jahr lang wollte uns Thomas Gottschalk mit seinem langen Abschied bei 'Wetten Dass' seine eigene Unersetzbarkeit beweisen. In nur wenigen Tagen hat er sich nun im Ersten überflüssig gesendet. 15 Millionen sahen Gottschalk bei seiner letzten ZDF Show, zwei Monate später pendelt sich die Zuschauerzahl im ARD Vorabendprogramm auf  zwischen 1,8 und 1,2 Millionen ein. Was ist passiert? Thommy versucht nun vier Mal die Woche genau das, was er noch nie konnte: Inhalte transportieren. Gottschalk transportiert sich höchstens selbst und damit nun die ARD noch tiefer ins Vorabend-Quotenabseits. Die Verantwortlichen wollten „etwas Neues“ in der sogenannten Todeszone ausprobieren und sollen Gottschalk geschätzte sechs Millionen Euro pro Jahr an Gage vor die Nase gelegt haben.
wdr print 02 2012
Screenshot: WDR-Print 02/2012

Investiert wurde auch in eine große Redaktion, in Technik, in ein neues Studio in bester Berliner Lage. Doch Gottschalk wirkt als käme er direkt aus dem Schlafzimmer mit dem Fahrstuhl ins Studio gefahren und baue darauf, ihm würde schon irgendetwas spontan zum Tage oder seinen Gästen einfallen. Wir beobachten ein Stolpern durch Ablaufe, technische Pannen zum Fremdschämen und Gespräche die niemals zu einem Ergebnis führen, sondern einzig Sendezeit füllen. Nerven tut auch der unmotivierte Einsatz des Internets. Twitter, Facebook und Co als ein Pseudoargument für ein jüngeres Publikum, deren negative Online-Kommentare schon am ersten Tag zensiert wurden. Vielleicht haben wir aber auch nur das Konzept von „Gottschalk Live“ falsch verstanden. Vielleicht geht die Show als eine Art „Big Brother Gottschalk“ in die Fernsehgeschichte ein. Wie sehen ein Jahr lang zu, wie einer der erfolgreichsten Showmoderatoren des deutschen Fernsehens sich Woche für Woche selbst zerstört und uns damit endgültig seine Ersetzbarkeit beweist.

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