"Holt mir die Telekom!" - In Gedenken an Klaus Bednarz
"Da sind schon viele heulend rausgekommen!" Ein Kollege meinte es 'gut' mit mir. Es war kurz vor der redaktionellen Abnahme meines ersten Filmbeitrages bei MONITOR. Es ging um Übergriffe von Feldjägern der Bundeswehr auf abtrünnige Wehrpflichtige. Im Schnittraum war es eng, zahlreiche Redakteure anwesend. In dieser Form hatte ich so etwas noch nie erlebt. Als die acht Minuten zu Ende waren, ging die Kritik reihum. Zum Schluß ergriff Klaus Bednarz das Wort. "Daraus kann ein Film werden." Ein paar Umstellungen nur. Und ich hatte meinen ersten Beitrag in einer MONITOR-Sendung. Das war immer ein Traum von mir.
Klaus Bednarz war hart. In der Sache. Wer ihm direkt gegenübertrat, ihm offen seine Meinung sagte, den mochte er. Und so fand ich mich beim zweiten Beitrag an seinem Schreibtisch wieder. Am Text 'feilen' nannte er das. Vorher hatte er den Film - ein Abwasserthema in einer Kleinstadt - mal eben um fast eine Minute verlängert. Ein Jahr später stand er mitten in der Redaktion und sagte ziemlich laut und deutlich: "Holt mir die Telekom".
Es war der Sommer '98. Die Tour de France hatte mit dem Festina-Skandal gerade eine ihrer größten Offenbarungen erlebt. Gegen zahlreiche ARD-Verantwortliche platzierte er das Thema. Es war ihm egal, was andere dachten. Irgendwie hatte ich den Eindruck: den Aufschrei danach, den liebte er. Seine Anmoderation von damals ist noch heute legendär. Bekanntlich prangte auf den Trikots der Telekom-Fahrer zu dieser Zeit das ARD-Symbol.
Die Zeit hat ihm (und uns) Recht gegeben. Auch wenn es noch Jahre dauern sollte, ehe das Lügengebäude des deutschen Radsports in sich zusammen fiel. Die Olympia-Dossiers, der Fischskandal, die Telekom-Betrüger - die Liste der Enthüllungen unter seiner Leitung bei MONITOR war lang.
Am Dienstagabend ist Klaus Bednarz im Alter von 72 Jahren gestorben. Ich habe ihm viel zu verdanken.
ZAPP: Hoeneß-Urteil schwer zugänglich für die Medien
In München scheinbar nicht. Und so verwundert die folgende Geschichte auch kaum. Eine Geschichte, in der ein Richter unglaubliche Milde walten lässt, die Staatsanwaltschaft kaum noch existiert. Wo selbst die Einsichtnahme in ein öffentlich verkündetes Urteil - an Schmerzgrenzen stösst.
Im Original: "Artikel-Platzierung auf Ihrer Webseite"
Ich arbeite bei ................... – einer Online Marketing Agentur. Ich bin auf der Suche nach Kooperationsmöglichkeiten für unserere Kunden.
Wir sind heute auf Ihre Webseite sportspool.tv gestoßen und würden gerne mit Ihnen zusammen arbeiten - durch kontextbezogene Platzierung in einem neuen Artikel auf Ihrer Webseite.
Es geht uns nicht um Banner, sondern um einen neuen Artikel (Fresh Content). Sie selbst oder Ihre Redaktion würden diesen Artikel verfassen (Thema Ihrer Wahl), damit er gut zu Ihrer Webseite passt. Keine Kundenbeschreibung. Kein Werbetext. Lediglich eine Nennung unseres Kunden. Sie suchen sich ein Thema Ihrer Wahl aus. Sie würden in diesem Artikel unseren Kunden nur kurz erwähnen. Unsere Kunden passen zu den verschiedensten Bereichen. Man kann also zu vielen Themen einen passenden Text erstellen.
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Gern sende ich Ihnen ausführlichere Informartionen und Beispiele in einer zweiten Email.
Freue mich auf Ihre Antwort.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen,"
Krautreporter und Correct!v: Nach den Perlen muss man suchen
von Fred Kowasch
24.10.2014
Neuen journalistischen Angeboten muß man - erst einmal - seine Sympathie entgegen bringen. Vor allem, wenn man selbst die Qualität der Berichterstattung in den Zeitungen, Zeitschriften und dem Öffentlich-Rechtlichem Fernsehen beklagt. Nun sind mit correctiv und Krautreporter zwei neue Medien im Internet an den Start gegangen. Die Erwartungen waren (und sind) hoch, nicht zuletzt weil die Macher im Vorfeld in eigener Sache vollmundig 'getrommelt' haben. Das was sie nun liefern, ist - zumindest in einem Fall - eine Enttäuschung.
Vor allem die Internetplattform 'Krautreporter' wartet mit ziemlich abgehangenen Stories auf. Zum Auftakt gibt es eine wirre - und unendlos lange - Geschichte eines Medienkritikers, der einen anderen Medienkritiker kritisiert, weil er ihn offenbar nicht leiden kann. Dann erfährt der Leser etwas aus dem Leben einer Buchhandelsvertreterin, die gleichzeitig auch noch Bestsellerautorin ist. So what? Die einzige Sport-Geschichte der neuen Plattform ist über ein Jahr alt. Sie wurde im Rahmen eines anderen bezahlten Projektes der 'Krautreporter' schon einmal verwurstet.
Allenfalls die Auslandsreportage über das Leben in Gaza und das Interview mit einem Ebola-Helfer sind es wert, gelesen zu werden. Wer noch nicht genug vom Stasi-Beauftragen Roland Jahn hat, dem sei das Interview mit Thilo Jung empfohlen. Dort führt er den BStU-Chef als Stütze des deutschen Überwachungsstaates vor. Das Interview findet sich auch auf der youtube-Seite des Fragestellers. Wozu braucht es dann eigentlich noch 'Krautreporter'?! Das via Crowdfunding überwiesene Geld ist das Projekt (bisher) nicht wert.
Bei correctiv arbeitet man etwas stiller. Und wirksamer. Eine wirkliche Bereicherung ist die Geschichte über die Verwendung von Strafgelder in Gerichtsverfahren. Nach die Story über eine Bayerische Ex-Richterin und ihren Verein - an den die Gelder der Kollegen fließen - müßten sich eigentlich alle politischen Magazine die Finger 'lecken'. Die dazu angebotene Datenbank bringt für den Leser einen erheblichen Mehrgewinn. Sehr positiv ist auch, dass man die Story in die eigene Webseite einbauen kann.
Generell scheinen einige interessante Projekte - wie die Recherche zu den Sparkassen - in Arbeit. Noch ist der redaktionelle Output bei correctiv allerdings gering. Was nicht ist, kann ja noch werden. Das gilt auch für 'Krautreporter', auf deren erste wirklich exklusive Geschichte ich immer noch mit Spannung warte.
In eigener Sache: Mehrfach habe ich für 'Krautreporter' gespendet. Auch correctiv unterstütze ich finanziell.