'Lina-E.-Prozeß': Quietschende Reifen am Hinterausgang


unterwegs in sachsenLina E. wird nach zweieinhalb Jahren aus der Haft - vorläufig - entlassen. Links und rechts neben ihr zwei weitere zu Haft Verurteilte aus dem Prozeß. - Screenshot: interpool.tv. All Rights Reserved.

von Fred Kowasch, Dresden

Kurz nach 20 Uhr öffnet sich für Lina E. die Tür des Gerichtssaales im Oberlandesgericht im Dresdener Norden. Das Gesicht verbergend hinter einem leeren Leitz-Schnellhefter, begleitet von zwei ihrer Mitangeklagten, steigt sie in den Wagen eines ihres Anwaltes. Mit quietschenden Reifen braust der - wie von Sinnen - in Richtung Autobahn. Nur ein paar Minuten fährt auch der graue - nun leere - Gefängnistransporter den gleichen Weg. 98 mal in den letzten gut andertalb Jahren hat er, die aus Kassel stammende Leipziger Studentin, von der Haftanstalt in Chemnitz zu ihren Gerichtsterminen gebracht. So oft wurde in dieser Sache verhandelt. 

unterwegs in sachsenKurz nach 20 Uhr öffnet sich das Stahlgitter am Dresdener Oberlandesgericht - Screenshot: interpool.tv. All Rights Reserved.

Auch die anderen drei Angeklagten - die sich auf freiem Fuß befinden - verstecken ihre Gesichter. Und auch sie werden an diesem 31. Mai 2023 zu Haftstrafen verurteilt. Wann sie die antreten müssen - noch unklar. Beobachter, die den Prozeß intensiv verfolgten, haben weit im Vorhinein mit einer Haftstrafe zwischen fünf und sechs Jahren für Lina E. gerechnet. Die von der Bundesstaatsanwaltschaft gefordeten acht Jahre, hielten sie für zu hoch. Vor allem an dem Vorwurf der "Rädelsführerschaft" gab es berechtigte Zweifel. Auch weil im Prozeß der Name Johann G. - ihr Freund - immer häufiger fiel. 

Nicht nur die Aussagen des Kronzeugen Johannes D. bestätigten die Anklagebehörde in vielen Punkten. In ihrer Detailfülle gaben sie - erstmals seit Jahrzehnten - einen bisher nicht gekannten Einblick in autonome Strukturen. Hinzu kamen Funde der Ermittler bei Hausdurchsuchungen im Leipziger Szenebezirk Connewitz, auf die Richter Hans Schlüter-Staats in seiner mehr als neunstündigen Urteilsbegründung hinwies. Einem Stadtbezirk, der seine eigenen Gesetze hatte. In dem es schon einmal passieren konnte - darüber sprachen Insider uns gegenüber schon vor Jahren - dass jemand, der ein 'falsches' Kleidungsstück trug, deswegen auch verprügelt wurde.
unterwegs in sachsenUnterstützer bei ihrer Kundgebung gegenüber Dresdener Oberlandesgericht - Screenshot: interpool.tv. All Rights Reserved.

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Kronzeuge, next one - Vom Verfassungsschutz in Polen angesprochen

23.09.2022
Tag 5 und 6 der Befragung des 'Kronzeugen' in Dresden. Diesmal ging es darum, wie Johannes D. mit den deutschen Behörden in Kontakt gekommen ist. Nach seiner Aussage sei er von zwei Personen, die sich als Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz vorgestellt hätten, im Ausland angesprochen worden. Im März 2022 vor einem Kindergarten in Warschau, wo Johannes D. damals arbeitete. Zwei Tage darauf hätte er einer Zusammenarbeit zugestimmt. Später sei er auch in Kontakt zur Polizei gekommen. Die Zusammenarbeit mit deutschen Behörden begründete er vor dem Oberlandesgericht auch damit, weil er mit der 'Szene' brechen wollte. Diese hatte gegen ihn eine Art Bann ausgesprochen. So sei er mit einer Art Stadtverbot für Leipzig und Nürnberg belegt worden. Als er Weihnachten seine Eltern besuchte, so Medienberichten zu Folge, hätte es dort sogenannte 'Kontrollanrufe' gegeben.

Weiterhin gab Johannes D. an, im Juni 2015 eine sogenannte Einladung zu einer 'Spontandemonstration' nach Leipzig erhalten zu haben. Anlaß wäre der G-7-Gipfel im bayerischen Schloss Elmau gewesen. Weiter berichtete er über interne Strukturen der linksautonomen Szene in Leipzig. So habe es drei voneinander unabhängige Gruppen gegeben, die militante Aktionen ausgeführt haben sollen. Organisiert worden wäre dies - Im Wesentlichen - von Johann G. (der seit Sommer 2020 abgetaucht ist) und Lina E. Die Befragung von Johannes D. soll am 29. September 2022 fortgesetzt werden.


Nächtliche Graffitiaktion der linksextremistischen Szene in Halle (Saale). Quelle: YouTube, Antifa Sprayprint.

05.08.2022
Am vierten Tag der Aussage von Johannes D. vor dem Staatsschutzsenat des Dresdener Oberlandesgericht Landgericht ging es auch um eine sogenannte '215-Liste'. Auf der Liste, die Namen (und Adressen) von 215 Personen, die der Hooligan- und Rechtsradikalenszene nahestehen sollen. 215 Personen, die die Polizei am 11. Januar 2016 in Leipzig-Connewitz vorläufig festnahm. Als sie randalierend durch den linken Szenestadtteil zogen, schwere Verwüstungen anrichteten. Zahlreiche Anwohner des Stadtteils hatten sich am diesem Abend zu Gegenprotesten am Rande einer 'Legida'-Kundgebung in der Leipziger Innenstadt versammelt. Ziel war es, die Liste regelrecht "abzuarbeiten", so Johannes D. vor Gericht. Des weiteren schilderte der Zeuge weitere Einzelheiten der Angrifftrainings auf Personen der rechten Szene. Dabei sei es auch darum gegangen, gezielte Schläge auf den Kopf zu üben. Töten wollte man die Angegriffenen - nach seinen Aussagen - nicht.

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Video on Demand: Und Morgen die ganze Welt (Drama, 103 min, 2020)

Westdeutsche Jurastudentin radikalisiert sich, weil sie konsequent handeln will. Wie sie in Kontakt zu gewaltbereiten Antifas kommt, die ihre politischen Gegner auch körperlich attakieren. Nach kurzem Kinostart Ende Oktober 2020, lief (und läuft) der Film 'Video on Demand' bei Amazon, gab es ihn bei Netflix.
 
Diesen Film sollte man gesehen haben. Zu empfehlen ist er allerdings nicht. Die Story ist mächtig platt. Die Filmfiguren werden kaum entwickelt, die Handlung bleibt an der Oberfläche. Sicher, einige Szenen (wie das Nahkampftraining, das schmerzhafte Entfernen rechter Wahlwerbung, das Umkleiden nach militanten Aktionen) mögen gut beobachtet sein. Nur: wieso sich die Hauptfigur des Filmes so extrem radikalisiert, wird nicht glaubwürdig und nachvollziehbar erzählt. Hier wurde ein brisantes Thema wirklich verschenkt. Doch wie immer gilt: urteilt selbst! (Fred Kowasch)

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Was steht an? - Unsere Konzert- und Club-Tipps für die Hauptstadt

abendstimmung02.06. 19:00 Loge: Fatigue, Taffee, Midlife Poetry (Grunge, Punk,Empfehlung)
02.06. 19:30 Astra: 24/7 Diva Heaven, Annie Taylor, Kara Delik (Punk) 18e
02.06. 19:30 Cafe Köpenick: Matsch, Dawn of Age, Brainfuck (Crossover Punk, Metal)
02.06. 20:00 Badehaus: Csaba Houdek, Campfire Gang (Blues, Pop, Rock) 10e
02.06. 20:00 Cassiopeia: AchtVier (Hip Hop) 27e
02.06. 20:00 Hole44:Ne Obliviscaris, The Omnific
(Metal, Rock) 27e
02.06. 20:00 Kater Blau: Golden Disko Ship, Guido Möbius ((Electro, House, Pop) 20e
02.06. 20:00 Privatclub: The Silos ( Americana) 27e
02.06. 20:00 Reset: Van Dammes, Mary Ann Hawkins, Trashing Pumpguns (Punk`n Roll, Surf)
02.06. 20:00 Schokoladen: Partikul, Hiroszyma (EBM, Coldwave, Dark Electro)
02.06. 21:00 Wild At Heart:  The Bollock Brothers, The Planets (PunkRock) 18e
02.06. 22:00 Supamolly: Cosmic Fall, Rising Dao (Heavy Psych Rock) 7e
02.06. 23:00 Anomalie: Lorenzo Raganzini, Paolo Ferrara, Cassie Raptor,Madwoman, Caillou, Projekt Gestalten (Techno)
02.06. 23:00 Ritter Butzke: Cassian, Sascha Braemer, Einmusik, Nela, Mukkimiau (Techno, House)
02.06. 23:59 Mensch Meier: Akkamiau, Amperia, GIA, Pixelflowers, Suzanne, SXCL, Tempus Fugit, X Tin (Techno)
02.06. 23:59 Suicide:Abriss Andrej, Bernossi, E2NMN, Zoevita, Louis Harshman, Larishka,Los.co, M A R (Techno)
02.06. 23:59 Watergate: Enrico Sangiuliano, Eliza Feliz, Mister Willis b2b Sparkling, Water Dreams, Lina Noirnor (Techno, House)
02.06. 23:59 Wilde Renate: Bloody Mary, Tereza, Shaleen, Sabine Hoffmann, Dangermami, Formella, Ansonica, Tinko (Techno, House)

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Ewig jammert der Brite - Über Aussteiger auf La Gomera (30 min, arte)

Ein Film über Aussteiger auf La Gomera. Teil 1 (der leider nicht mehr online ist) mit über 4 Millionen Abrufe. Da liegt es doch so nahe, einen zweiten Teil - eine Art Fortsetzung - zu diesem Thema zu drehen. Leider ist diese jedoch ziemlich missraten. Wirkt arg konstruiert. 'Heile Welt' in wohnlichen Höhlen. Und: minutenlang jammert ein frustrierter Brite durchs den Film. Immerhin ist der Immobilienmakler auf Selbstfindungstrip. Generell kann man einen Ausflug ins 'Valle Gran Rey' (im Winter) aber schon empfehlen. Bischen wandern, abhängen, ein paar Flaschen Wein am Strand 'ziehen'. Lohnt sich!

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Meine Lieblingsradstrecke: Entlang der Wupper nach Schloss Burg

von Fred Kowasch

Eine der schönsten Mountainbikestrecken im erweiterten Rheinland. Vor allem: noch kaum bekannt. Los gehts von Düsseldorf (Unterbacher See), Hilden (Stadtwald), Solingen (Ohligser Heide) immer nach Süden links der A3 entlang. Auf dem Weg liegt ein verwunschenes Wasserschloss, eine der schönsten Kirchen hier in der Gegend und jede Menge Pferdekoppeln. Der beste Einstieg 'in die Wupper' ist direkt am 'Gut Nesselwang' bei Haasenmühle. Ein paar Kilometer geht es flussaufwärts auf der rechten Seite (erst auf Asphalt- dann auf Waldwegen) entlang bis zu Haus Fähr. Hier - auf dem legendären Kurs der Radweltmeisterschaft von 1954 - wird die Wupper überquert.
Wer es sich zutraut, kann gern mal den bis zu 19prozentigen Aufstieg nach Grünscheid versuchen. Die Profis mussten den Anstieg damals 16mal bewältigen. Von 71 gestarteten Berufsradfahrern kamen bei Dauerregen und Kälte nach 240 Kilometer nur 22 von ihnen ins Ziel. ruedenFoto: Die Wupper bei Nesselwang

Man kann die Anstrengung aber auch lassen und am linken Wupperufer flussaufwärts weiterfahren. Auf der durchaus welligen Strecke geht es über Rüden, den Wupperhof und Balkhausen entspannt nach Glüder. Hinter dem Campingparkplatz kann man den Weg über die neugebaute Brücke Strohn (am Tierheim) nehmen. Oder weiterhin links der Wupper bleiben. Hier nicht ganz so auf dem schmalen Weg bergauf rasen, beim Weg abwärts ruhig auch mal kurz absteigen. Da hier auch schon Leute in Richtung Wupper abgestürzt sind. Nach ein paar Kilometern dann taucht 'Schloss Burg' auf. Die einen nehmen hier die Seilbahn, andere bewältigen die 100 Höhenmeter mit dem Rad. Besonders im Sommer ist hier ein herrlichen Sonnenuntergang zu erleben. Wem es immer noch nicht reicht, kann gern noch zur 'Müngstener Brücke' fahren. Die Schienenverbindung zwischen Solingen und Remscheid ist mit 102 Metern die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands.

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Klare Kante: Weltuntergangs-Szenario jahrzehntelang

Ein Kommentar von Fred Kowasch

Es ist gut 50 Jahre her, da gab der 'Club of Rome' - ein Zusammenschluß verschiedener Wissenschaftler - mit den 'Grenzen des Wachstums' eine aufsehenerregende Studie heraus. Wer sie las (und ernst nahm), dem musste fast zwangsläufig die Lust auf die Zukunft vergehen. Denn was das Wissenschaftlerteam unter Dennis Meadows da prognostizierte, war düster. Eine Weltbevölkerung, die 'explodierte'. Endliche Ressorcen, um die Kriege geführt werden. Ein Treibhauseffekt, der die Erdatmosphäre erwärmen würde.

autobahnVieles davon ist eingetreten. Aber nicht alles. So entstanden neue Förder- und Veredlungstechniken, die weitere Energiequellen wirtschaftlich erschliessen ließen. Auch gab es Wechselwirkungen in der Erdatmoshäre, die die Wirkung des Treibhauseffektes verzögerten. Unbestrittener Fakt ist allerdings: wenn wir auf der Erde in diesem Stil so weitermachen, ist demnächst Schluß mit lustig. Unsere Lebensweise des 'Schneller, Höher, Weiter' führt in eine Sackgasse. Zu einem Ende.

Nun können die, die vor 40 bis 50 Jahren jung waren (und sich für den Umweltschutz einsetzen) sagen: meine Zeit ist eh bald rum. Frei nach dem Motto: 'Nach mir die Sinnflut'. Es geht aber auch anders. Man kann im Hambacher Forst oder in Lützerath demonstrieren, muss mit keinem SUV in Dauerlichthupe über die Autobahn brettern, kann die Plastikverpackung reduzieren, Energie sparen, auf einen Kamin im trauten Heim verzichten. All dies ist problemlos möglich. Macht sicher auch ein gutes Gewissen. Nur die globale Entwicklung aufhalten, wird man damit kaum.

Denn mit einer national zentrierten Sichtweise, ob dies nur Habecks Heizungsverodnung ist oder das fast schon paranoide Festkleben auf irgendwelchen Autobahnen, schafft man vielleicht viel Aufmerksamkeit, dem wirklichen Problem begegnet man damit kaum. Zumal damit massenhaft Leute vergrätzt werden, auf deren Initiative und Wohlwollen man eigentlich angewiesen ist. So lange China, die USA, Indien und Russland weiterhin in die Luft ballern was das Zeug hält, machen auch Deutschlands neue Gesetze nur begrenzt Sinn. 

Und die 'Letzte Generation'? Ach, ja. Man sollte ihre Aktionen auch nicht überbewerten. Im Prinzip erweisen sie dem Anliegen 'Klimaschutz' in der Öffentlichkeit einen Bärendienst. Eine bessere PR-Truppe könnte es für Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) nicht geben. Wie ein jeder damit umgeht, muss er selber entscheiden. Ich jedenfalls würde mich nicht nötigen lassen. (Ende April 2023)

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Die Räumung von Lützrath - Sturm auf den Absperrzaun (14.01.2023)

von Fred Kowasch, Lützerath

14.01.2023
Ein bischen später losgefahren, denn noch regnete es in Strömen. Die südliche Autobahn bei Mönchengladbach komplett dicht. Deshalb von unten rangefahren. Via Köln, Kerpen und Holzweiler. Da war noch ein Parkplatz zu finden, obwohl mehr als 10.000 Menschen auf den Weg zur Demo waren. Kurz nach Holzweiler hing schon ein Helikopter in der Luft. Am Horizont Silvesterfeuerwerk. Nix wie hin. Über den Acker ging es auch mit guten Stiefeln nur sehr beschwerlich. Ist halt etwas anderes, wenn noch ein paar Kilos brauner Schlamm an den Füßen hängen.

Zum Glück nicht zu spät gekommen. Denn vor Ort ging es schon mächtig ab. Pyrotechnik, auf Polizeibeamte geworfen. Ein Leuchtspurgeschoss zischt nur ungefähr zwei Meter an meinem Kopf vorbei. Dann doch lieber mal den Helm aufsetzen. Es fliegt Dreck. Mal um Mal. Einer schreit: "Steine. Achtung Steine". Andere rufen: "Scheiss Bullen". Und: "Auf nach Lützerath!". Das Adrenalin am Anschlag. Auch wenn ich hier nur drehe. Der 'Schwarze Block' ist zahlreich vertreten. Gut 1.000 von ihnen könnten es sein. Ich höre viel Französisch. Besonders in der Situation, als gegen kurz nach zwei Uhr die Polizeiketten durchbrochen werden. Und die Menschen gen Lützerath rennen.



Am Zaun ist dann aber Schluß. Aggressive Cops, die die Schlagstöcke schwingen. Lautsprecherdurchsagen, dass gleich der Wasserwerfer eingesetzt wird. Polizeieinsatzwagen stehen Stoßstange an Stoßstange. Auf dem Rückweg sehe ich noch zahlreiche Verletzte. Einige von ihnen weinen, krümmen sich vor Schmerzen, halten sich ihre Rippen. Verantwortlich für den Einsatz: ein Polizeipräsident, der das Parteibuch der 'Grünen' besitzt.

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Die Räumung von Lützerath - Wenn die Cops kommen (11.1.2023)

11.01.2023. - 21:25 Uhr
Dont belive the news. Make the news.
Vor Ort ist nicht immer alles so Hardcore. Sehr entspanntes 'Team-Blau' aus NRW (im Video) auf der Rückseite des besetzten Hofes 'Paula' in Lützerath. Dort haben sich die militanten Besetzer verschanzt. Wann sie geräumt werden - bisher unklar. Ein kurzer Eindruck vom Tag - die Cops haben die Lage im Griff. Wirken sehr entspannt: "Wir sind weiter, als wir dachten". Überall stehen am Nachmittag Grüppchen von NRW-Polizisten über das Camp verteilt. Zahlreiche Besetzer sind auf ihren Baumhäusern. Runter können sie nicht. In einem Durchgang befinden sich noch vier Menschen in - sogenannten - Lockons. Darunter ein Rollstuhlfahrer. Zug um Zug holen Klettercops Besetzer aus ihren Tri-Pods. Manch einer flüchtet dann auch mal auf das Dach einer Lagerhalle. Lediglich die L277 hinter dem Camps war am frühen Abend noch nicht geräumt. Das Gelände hat RWE abgesperrt. Hat rings herum einen zweifachen Zaun installiert, der von hunderten Sicherheitsleuten mit gelben Warnwesten bewacht wird. Reinkommen unmöglich. Auch nicht mit Presseausweis. Deshalb bleibt nur die Möglichkeit, sich am Standort Jackerath bei der Polizei Aachen zu akkreditieren. Sonst ist keine Berichterstattung möglich. Ist man erst einmal im umzäunten Gebiet, ist Filmen und journalistisches Arbeiten problemlos möglich. Insgesamt sollen, nach unseren - unbestätigten - Informationen mindestens 3.000 Polizisten rund um Lützerath eingesetzt sein.



update 12.01.2023
Am Nachmittag wurde der besetzte Hof 'Paula' von der Polizei geräumt. Nennenswerten Widerstand gab es keinen. Unterdessen haben sich die Arbeitsbedingungen vor Ort von Journalisten extrem verändert. Die Polizei Aachen weist mittlerweile darauf hin, dass Medienvertreter eine Art 'Abtretungsvereinbahrung' mit RWE unterschreiben müssen. Für den Fall, dass sie bei den Abbrucharbeiten in Mitleidenschaft gezogen werden würden. Im Klartext: ein Baum auf den Kopf fällt.

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Dokumentarfilm: Sea Shepherd - Verfolgungsjagd auf hoher See

Spannender Dokumentarfilm(krimi) über eine Verfolgungsjagd zwischen einem illegalen Fischfänger und zwei Booten der militanten Tierschutzorganisation 'Sea Shepherd'. Von den Gewässern rund um die Antarktis über die Ostküste Afrikas bin hin nach von São Tomé und Príncipe im Golf von Guinea. Nah gefilmt, rasant geschnitten, gute Musik dabei. Fast ein Werbefilm schon. Allerdings sind die Methoden von 'Sea Sepherd' - mit seinem Gründer Paul Watson 1977 von Greenpeace abgespalten - alles andere als unumstritten. So werden ihnen Piratenmethoden auf See vorgeworfen. Dennoch: 96 Minuten gute Unterhaltung! Noch bis zum 31. August 2023 auf arte.tv .

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Unsere besten Filme: Wettmanipulation Im Tennis (30 min, 2017)

Falsches Spiel - Ein Film von Benjamin Best, Fred Kowasch und Tom Mustroph
Sport inside Special, WDR Fernsehen, Sonntag, 7.5.2017, 22.05 - 22:35 Uhr

In kaum einem anderen Sport ist es so leicht zu manipulieren wie in der Einzelsportart Tennis. Der sogenannte "weiße Sport" kämpft seit mehr als zehn Jahren mit massiven Vorwürfen: Betrug, Manipulation, Vertuschung. Wettsyndikate, vor allem aus Russland, Südamerika und Italien, sind auf der Suche nach Tennisspielern, die für Geld Spiele manipulieren. Experten schätzen den weltweiten Umsatz bei Tennis-Wetten auf fünf Milliarden Euro. 

Im vergangenen Jahr haben die internationalen Tennisverbände 292 verdächtige Matches gemeldet. So viele wie nie zuvor. Mittlerweile kommen 80 Prozent aller verdächtigen Sportereignisse in Bezug zu Wettmanipulation aus dem Tennis. Seit Jahren stehen die internationalen Tennisverbände in der Kritik, zu wenig gegen die Manipulation zu unternehmen.

'Sport inside' Spezial: Falsches Spiel - Wettmanipulation im Tennis (Doku, 30 min) from interpool.tv on Vimeo.

Vor allem Tennisturniere der zweiten bzw. dritten Kategorie, sogenannte Challenger- und Future-Turniere, sind für Betrug anfällig, weil hier das Schmiergeld höher sein kann als die geringen Preisgelder. "Die Wettbetrüger sind keine dummen Menschen, ganz im Gegenteil die wissen genau wen sie ansprechen müssen, wo die Saat auf fruchtbaren Boden trifft", erklärt Tennisprofi Andrea Petkovic gegenüber Sport inside. Sport inside trifft Ermittler, spricht mit Tennisprofis und stößt bei den Tennis-Weltverbänden auf eine Mauer des Schweigens.

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Die Stille nach dem Fernsehpreis - Meine Erlebnisse bei ARD und ZDF (5)

Eine Hintergrundgeschichte in fünf Teilen

von Fred Kowasch

Wenn man selbst Abstand gewonnen hat, ist es durchaus angebracht, etwas ins Plaudern zu kommen. Vor allem, wenn man das Objekt - über dass seit der 'Affäre Schlesinger' viele reden - aus dem Innersten kennt. Mehr als 25 Jahre habe ich für ARD und ZDF gearbeitet. Zunächst fünf Jahre als freier Mitarbeiter, dann als Journalist, der eine Produktionsfirma betreibt. Dabei lernt man Einiges kennen. Stoff genug für ein Buch allemal. Über den RBB (früher SFB), den MDR, das ZDF und den WDR ....


Herbst 2007
ZDF-Morgenmagazin, zdf.reporter, ‚Sport inside‘ vom WDR. Es hatte für mich immer einen besonderen Reiz, etwas Neues zu machen. Bei einem neuen TV-Format von Anfang an dabei zu  sein. Diese Aufbruchsstimmung, diese Lust am Experiment, dieser gemeinsame Wille eine Sendung auch bekannt zu machen. Erleben, wie die eigene Arbeit wirkt.  

So auch bei ‚Sport inside‘. Engagierte Redakteure, die Lust auf ein Experiment hatten. Denen Widerstand - auch innerhalb der WDR-Sportredaktion (zu der auch die Sportschau zählt) - egal war. Eine Sendung, die eigene Themen setzte, sich dem investigativen Sportjournalismus widmete. So etwas gab es bis dato nicht in der deutschen TV-Landschaft. Die Zeit schien - nach all den Doping-Skandalen um das ‚Team Telekom’ - einfach reif dafür.  

Was hinzu kam: während Redaktionen wie Frontal 21 für Auftrags-Produzenten immer unattraktiver wurden (ja, investigativer Journalismus kostet viel Geld), konnte man als Produzent beim WDR aus dem Vollen schöpfen. Der Etat der Sportschau, aus dem ‚Sport inside’ im Wesentlichen finanziert wurde, schien gut gefüllt. Die Sendung - das ‚Baby‘ von WDR-Sportchef Steffen Simon. Ein cleveres Baby, das Schlagzeilen machte, für Fernsehpreise nominiert wurde, der Sporteventberichterstattung kritische Inhalte entgegensetzte. Faktisch damit die hohen Sportrechtekosten argumentativ legitimierte.  
fernsehpreis 2011 roter teppich1Schaulaufen auf dem 'Roten Teppich' beim Deutschen Fernsehpreis 2011 in Köln. Foto: Fred Kowasch. All Rights Reserved.

In einer der ersten Sendungen - ein medialer Paukenschlag. Deutscher Tennisprofi behauptet: Spiele abgesprochen und Wetten manipuliert. Obwohl die TV-Quote an diesem Montagabend im WDR-Programm sehr überschaubar war - das Medienecho danach ist es nicht. Eine halbe Seite in der BILD-Zeitung, der britische Guardian berichtet, selbst die US-amerikanische Tennis-Legende John McEnroe kommentiert unsere Story.  

Ein paar Wochen später legen wir mit neuen Details nach. Diesmal finden sich die größten Gegner im eigenen Haus. Ein Hausjurist, dem es offensichtlich um das Wohl eines von uns  namentlich benannten deutschen Tennisprofis geht. Ein Sportschau-Moderator, der (völlig unüblich) persönlich zur Filmabnahme im Schneideraum erscheint und unsere Recherchen kritisiert. Wenigstens waren ab da die Fronten klar. 

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Dokumentarfilm: Walls - a photographer between the lines (2013)

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Israel und die besetzten Gebiete, Belfast, Baghdad, Ceuta, Zypern, die Grenze zwischen den USA und Mexico. Kai Wiedenhöfer hat eine Mission. Er will die Mauern der Welt fotografieren, zeigen was ein Betonwall aus Menschen macht. Mit seiner Panoramakamera geht er dorthin, wo Gummigeschosse, Tränengas und Strassenschlachten zum Alltag gehören. Er trifft auf Migranten, Drogendealer und engagierte Menschenrechtler. Immer wieder aber auch auf bewaffnete Soldaten und aggressive Grenzpolizei. Gegen viele Widerstände versucht er sich seinen Traum zu erfüllen. 


Kai Wiedenhöfer möchte seine Panoramafotos auf die weltbekannte 'East Side Gallery' in Berlin zu bringen. Jahrelang kämpft er dafür. Im Sommer 2013 kommt es in seiner Wahlheimat zum Showdown. Die Dokumentation „Walls – a Photographer between the Lines“ hat Kai Wiedenhöfer - der einst Zeuge des Berliner Mauerfalls wurde - über neun Jahre lang begleitet.

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Dokumentarfilm: 'Inside HogeSa' - Von der Straße ins Parlament (2018)


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Köln, am letzten Oktobersonntag 2014. Tausende von muskelbepackten Männern, die unter dem Motto 'Hooligans gegen Salafisten' (HogeSa) durch die Kölner Innenstadt ziehen. Hooligans, Türsteher, Rocker, Rechtsradikale. Die Demonstration endet in Ausschreitungen am Hauptbahnhof. Tagelang bestimmen die Ereignisse von Köln, bestimmt das Bild vom umgekippten Polizeibus, die Schlagzeilen. Die Öffentlichkeit fragt sich seither: wie konnte dies passieren? Warum haben die Sicherheitsbehörden geschlafen?

In der Folgezeit dominieren - in Ost wie West - 'Pegida'-Demonstrationen das Straßenbild. Im Herbst 2017 schließlich zieht die AfD erstmals in den Deutschen Bundestag ein. Politikwissenschaftler und LKA-Ermittler sind sich einig: 'HogeSa' hat für diese Entwicklung den direkten Anstoß gegeben.



In 'Inside HogeSa - Von der Straße ins Parlament' begleiten wir die Protagonisten der Szene vier Jahre lang. Zum ersten Mal reden rechte Hooligans,'Nationale Sozialisten' und 'Pegida'-Vertreter offen vor der Kamera. Ein 92-Minuten-langer Dokumentarfilm, der einen Einblick in eine Szene gibt, den es so vorher noch nicht gab. Der durchaus schockieren kann.

Wen der Trailer neugierig gemacht hat, kann sich gern den kompletten Film ansehen. Er kostet 4,99 (Ausleihe 48 Stunden) und 9,99 Euro (all). Wer den Film kauft, bekommt die Interviews mit Tatjana Festerling und 'Captain Flubber' in voller Länge zu sehen. Der Film wurde von uns mit 10.000 Euro selbst finanziert. Aus Gründen der Unabhängigkeit haben wir auf eine Filmförderung und die Unterstützung öffentlich-rechtlicher Sender verzichtet.

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