Fight-Club - Kämpfen bis zum Umfallen

von Sascha Knerr

 

"Das wird ein verdammt harter Kampf werden, das ist anders als sonst", sagt Daniel. Sein Gesicht ist rot, vom Kinn tropft der Schweiß. Manchmal zieht er Grimassen - vor Schmerz. Der 21jährige Straßenbauarbeiter bereitet sich seit Wochen auf den "Fight Club" vor. Gerade hat er nicht aufgepasst und von seinem Trainingspartner einen Hieb vor die Brust bekommen. Später wird es noch einen Schlag auf die Nase geben. "Arbeiten, nicht nachlassen, dran bleiben" ruft Trainer Markus Brosch seinem Schüler zu.

von Sascha Knerr

 

"Das wird ein verdammt harter Kampf werden, das ist anders als sonst", sagt Daniel. Sein Gesicht ist rot, vom Kinn tropft der Schweiß. Manchmal zieht er Grimassen - vor Schmerz. Der 21jährige Straßenbauarbeiter bereitet sich seit Wochen auf den "Fight Club" vor. Gerade hat er nicht aufgepasst und von seinem Trainingspartner einen Hieb vor die Brust bekommen. Später wird es noch einen Schlag auf die Nase geben. "Arbeiten, nicht nachlassen, dran bleiben" ruft Trainer Markus Brosch seinem Schüler zu.

Im Thai Box Gym, einer verlassenen Backsteinfabrik im Berliner Bezirk Lichtenberg kann Daniel sich richtig austoben. Mit ihm trainieren ein halbes Dutzend anderer Kämpfer. Ihr Ziel ist es beim "Fight-Club" zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Daniel sogar mit dem Rauchen aufgehört. Bei einem Trainingskampf in der letzten Woche hat er sich den Unterschenkel gezerrt. "Antreten werde ich trotzdem, um jeden Preis".

"Daniel, ist gut jetzt, positiv denken und ab ins Bett, das wird schon". Trainer Markus Brosch kümmert sich wie ein Vater um seine Jungs. Schließlich weiß der 35 Jährige wie es ist, in einem Ring zu stehen. Früher war Markus selbst mal aktiver Thai Boxer. Hinter dem Tresen im Trainingsraum sieht man alte Photos von einem schlacksigen Jugendlichen mit Waschbrettbauch beim Training. Alles in Thailand aufgenommen Bilder von Markus. "Na ja, die Aufnahmen sind von 1986, das ist einige Jährchen her," grinst der Trainer. Fighten ist für ihn nichts mehr. Die Knie sind kaputt. Heute bildet er aus.

Der "Fight-Club" ist eine ganz besondere Herausforderung für die Teilnehmer. Benannt nach dem amerikanischen Kultstreifen mit Brad Pitt und Edward Norton, ist die Veranstaltung bisher einmalig in Deutschland. Kämpfer verschiedener Stile treffen hier aufeinander. Kick Boxer gegen Jiu Jitsu Kämpfer, Judokas gegen Thai Boxer. Außer beissen ist alles erlaubt. "Das ist knallhart aber auch ein echtes Erlebnis" weiß Trainer Markus zu berichten. Drei Runden à zwei Minuten müssen die Jungs durchhalten.

Jeder möchte einen der begehrten Pokale erringen und vor über 500 Zuschauern beim "Fight-Club" als Sieger aus dem Ring steigen. Die Veranstaltung wird in der Berliner Techno Disco "Matrix" ausgetragen. Hierhin kommen Jugendliche verschiedener Nationen. "Hau ihm den Kebap aus der Fresse" - das sind Äußerungen, die hier nie fallen würden, sagt Markus. "Es ist so ein Schwachsinn, dass viele behaupten Thai Boxen wäre ein Sport für Rechtsradikale. Hier sind Kämpfer die ein ganz normales Leben führen und den Sport einfach lieben".

Im Thai Box Gym schlägt der 19jährige Max immer wieder auf einen ausgebeulten Sandsack ein. Auch er will beim "Figth-Club" antreten. In einer anderen Gewichtsklasse als Daniel. Im Thai Box Gym riecht es mittlerweile nach Menthol und Desinfektionsmitteln. An den Wänden hängen Poster von berühmten thailändischen Kämpfern in Siegerposen. Aus einem alten Kassettenrekorder kommt traditionelle Thai Musik. Es ist schwül und tropisch warm. Selbst der Teppichboden ist feucht. Alle tragen bunte, kurze Hosen, einige haben Drachen und Schlangen Tatoos an Armen und Beinen. Schweißnass sind sie alle. "Kämpfen ist für mich richtig befreiend, ich kann es gar nicht mehr erwarten," sagt der Koch-Azubi Max.

Markus lehnt lächelt am Ring. Genauso ungeduldig war er früher auch. Als er vor 20 Jahren mit dem Sport anfing. Der Sport war eine Herausforderung für den schmalen Jungen. "Ich habe Geld gespart, bin dann für ein Jahr nach Thailand gegangen und habe dort wie die Einheimischen gelebt, um das Thai Boxen von der Pike auf zu lernen". Genauso will er seinen Schülern das beibringen, was für ihn das Größte ist - Die Überwindung der eigenen körperlichen Grenzen. "Aber denkt dran", bleut er den Jungs ein, "Kämpfen ist Kopfsache, nicht einfach drauf los dreschen".

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