Klare Kante: Der 23. August 2024. Solingen. Eine Zäsur.
Ein Rant von Fred Kowasch
27.08.2024
Manchmal braucht man ein paar Tage, ehe man sich gesammelt hat. Ehe man wieder klar denken, der Schock halbwegs verdaut, die Wut ein wenig kleiner geworden ist.
Es war am Freitag Abend, als ich gegen 23 Uhr eingeschlafen bin. Irgendwo in Solingen. Dort, wo ich seit zehn Jahren lebe. Hatte noch ein Bundesligaspiel gesehen, ein paar Video 'genossen'. Der Neffe spielt auf einer Veranstaltung. Vor der Bühne tanzt meine Schwester, der andere Neffe filmt. Gute Stimmung. Mit einem Lächeln schlummere ich ein. Als ich gegen halb drei Uhr wach werde - wie so oft wenn die Nächte warm sind, greife ich instinktiv nach meinem Laptop. Eher zufällig lande ich auf Focus Online. Und bin plötzlich hellwach.
Der Puls rast. Benommen suche ich nach Informationen. Wo ist es passiert? Was weiss man über die Opfer? 3:11 Uhr schreibe ich meinem Schwager: "Seid ihr ok?" Die Antwort kommt 7:55 Uhr: "Ja alles bestens. Danke der Nachfrage. Du warst offensichtlich auch nicht am Fronhof. Glück gehabt." Ja, ich war nicht dort. Weil ich aus gutem Grund zu keinen Massenveranstaltungen mehr freudig gehe.
Ab 9 Uhr geht es in meinem Messenger rund. Freunde erkundigen sich, ob ich ok bin. Wie es meiner Familie gehe. Ich kann sie beruhigen. Halbwegs. Gegen Mittag meldet sich ein Kollege. Er ist in Solingen aufgewachsen. Er berichtet von seinen früheren Freunden, die am dem Abend quasi daneben standen. Es ist der Horror.
Den Restaurant-Termin am Abend sage ich ab. Die geplante Trödeltour im Wohnviertel meiner Eltern auch. Denn noch ist der Attentäter nicht gefasst. Um 15 Uhr gibt es eine Pressekonferenz zur Lage. Aus dem Polizeipräsidium in Wuppertal. Staatsbeamte, die zynisch grinsen, keine klaren Informationen mitteilen. Ein Polizeipräsident, der beschwichtigt. Was für erbärmliche Gestalten! Irgendwann kommen dann die vorgetragenen Betroffenheitsfloskeln der Staatsvertreter. Sie wirken auswendig gelernt, emphatielos. Scholz, Faeser, Habeck. Haltet doch einfach mal euer verlogenes Maul! Nur langsam kann ich mich beruhigen. Eines wird mir klar: mit 'Vielfalt' und 'Refugees Welcome' bin ich an diesem Abend Fix und Fertig.
27.08.2024
Manchmal braucht man ein paar Tage, ehe man sich gesammelt hat. Ehe man wieder klar denken, der Schock halbwegs verdaut, die Wut ein wenig kleiner geworden ist.
Es war am Freitag Abend, als ich gegen 23 Uhr eingeschlafen bin. Irgendwo in Solingen. Dort, wo ich seit zehn Jahren lebe. Hatte noch ein Bundesligaspiel gesehen, ein paar Video 'genossen'. Der Neffe spielt auf einer Veranstaltung. Vor der Bühne tanzt meine Schwester, der andere Neffe filmt. Gute Stimmung. Mit einem Lächeln schlummere ich ein. Als ich gegen halb drei Uhr wach werde - wie so oft wenn die Nächte warm sind, greife ich instinktiv nach meinem Laptop. Eher zufällig lande ich auf Focus Online. Und bin plötzlich hellwach.
Der Puls rast. Benommen suche ich nach Informationen. Wo ist es passiert? Was weiss man über die Opfer? 3:11 Uhr schreibe ich meinem Schwager: "Seid ihr ok?" Die Antwort kommt 7:55 Uhr: "Ja alles bestens. Danke der Nachfrage. Du warst offensichtlich auch nicht am Fronhof. Glück gehabt." Ja, ich war nicht dort. Weil ich aus gutem Grund zu keinen Massenveranstaltungen mehr freudig gehe.
Ab 9 Uhr geht es in meinem Messenger rund. Freunde erkundigen sich, ob ich ok bin. Wie es meiner Familie gehe. Ich kann sie beruhigen. Halbwegs. Gegen Mittag meldet sich ein Kollege. Er ist in Solingen aufgewachsen. Er berichtet von seinen früheren Freunden, die am dem Abend quasi daneben standen. Es ist der Horror.
Den Restaurant-Termin am Abend sage ich ab. Die geplante Trödeltour im Wohnviertel meiner Eltern auch. Denn noch ist der Attentäter nicht gefasst. Um 15 Uhr gibt es eine Pressekonferenz zur Lage. Aus dem Polizeipräsidium in Wuppertal. Staatsbeamte, die zynisch grinsen, keine klaren Informationen mitteilen. Ein Polizeipräsident, der beschwichtigt. Was für erbärmliche Gestalten! Irgendwann kommen dann die vorgetragenen Betroffenheitsfloskeln der Staatsvertreter. Sie wirken auswendig gelernt, emphatielos. Scholz, Faeser, Habeck. Haltet doch einfach mal euer verlogenes Maul! Nur langsam kann ich mich beruhigen. Eines wird mir klar: mit 'Vielfalt' und 'Refugees Welcome' bin ich an diesem Abend Fix und Fertig.